Osteologie 2019; 28(01): 56
DOI: 10.1055/s-0039-1679990
Freie Vorträge Sarkopenie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sarkopenie und Osteopenie – Zusammenhang in einem Kollektiv selbstständig lebender Männer 72 Jahre und älter mit einer morphologischen Sarkopenie

W Kemmler
1   Institute of Medical Physics, Friedrich-Alexander University of Erlangen-Nürnberg, Erlangen
,
S von Stengel
1   Institute of Medical Physics, Friedrich-Alexander University of Erlangen-Nürnberg, Erlangen
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Publication Date:
05 March 2019 (online)

 

Einleitung:

Sarkopenie und noch deutlicher Osteopenie, also der Mangel von Knochenmasse sowie Muskelmasse und -Funktion sind vergleichsweise häufige Erkrankungen höheren Lebensalters. Da Knochen und Muskulatur als „funktionelle Einheit“ angesehen werden, ist zu vermuten, dass ein enger Zusammenhang zwischen der individuellen Entwicklung einer Osteoporose und einer Sarkopenie besteht. Erste Studien weisen auf relativ moderate Zusammenhänge hin, wobei dieser Fragestellung für Männerkollektive unseres Wissens bislang nicht nachgegangen wurde. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war es daher Ziel der nachfolgenden Untersuchung den Zusammenhang von Sarkopenie und Osteoporose bei selbstständig lebenden (cdw) Männern 72 Jahre und älter zu untersuchen.

Methode:

Insgesamt 78 eligible cdw Männer (80,1 ± 4,7 Jahre) mit einer morphologischen Sarkopenie gemäß EWGSOP I (Skeletaler Muskelmassen Index (SMI) < 7,26 kg/m2) und einer Osteopenie gemäß WHO (< -1 SD T-Score) wurden in die Untersuchung eingeschlossen. Mittels multivariaten Regressionsanalyse wurde der Einfluss und Erklärungswert verschiedener Variablen auf die Knochendichte an Hüfte und Lendenwirbelsäule untersucht. In die Analyse eingeschlossen wurden Alter, Gewicht, Körpergröße, BMI, Körperfett, Körperfettanteil, fettfreie Masse, Sportvolumen, Krafttraining, Handkraft, Gehgeschwindigkeit und SMI.

Ergebnisse:

Bereits bei der Analyse der basalen Charakteristika zeigt sich eine altersspezifisch geringe Prävalenz von Osteoporose an LWS (7,7%) und proximalem Femur (3,8%). Die multivariate Regressionsanalyse weist für die Knochendichte an LWS und Hüfte einen moderaten (Hüfte: r2: 21,5%) bzw. geringen (LWS: r2: 11,9%) Erklärungsbeitrag aller eingeschlossenen Variablen aus. Nach schrittweiser Variablenselektion für die Knochendichte verbleiben für die Hüftregion mit der Handkraft und dem SMI zwei Sarkopenie-Kriterien als (mit)erklärende Größen. Allerdings liegt der kumulierte Erklärungsbeitrag beider Größen unter 5%. Parallel erklärt die Gehgeschwindigkeit als verbliebene Größe lediglich 3% der Varianz der LWS-Knochendichte.

Diskussion:

Unsere Ergebnisse für dieses bezüglich des SMI homogene Kollektivs cdw Männer 72 – 90 Jahre zeigt bei relativ hoher Varianz für die Knochendichte an LWS und proximalem Femur keine hohe Übereinstimmung zwischen niedriger Muskelmasse und korrespondierend niedriger Knochendichte. Vom Vorliegen einer morphologischen Sarkopenie auf ein erhöhtes Risiko von Osteopenie und Osteoporose zu schließen erscheint insofern nicht gerechtfertigt.