Osteologie 2019; 28(01): 71-72
DOI: 10.1055/s-0039-1680036
Posterbegehung 2
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Osteologische Aspekte bei ultrahochdosierter Vitamin/Prohormon D-Therapie im Rahmen des „COIMBRA-Protokolls“

K Abendroth
1   Praxis für Rheumatologie und Osteologie, Jena
,
B Abendroth
1   Praxis für Rheumatologie und Osteologie, Jena
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Publication Date:
05 March 2019 (online)

 

Einleitung:

Basis des COIMBRA-Protokolls Dr. C.G.Coimbra – Neurologe, Forschungslabor für klinisch experimentelle Pathophysiologie an der Universität von Sao Paulo beschreibt: Das D-Hormon ist der größte Regulator des Immunsystems, es modifiziert die Funktion von Tausenden Genen. An über 3000 Rezeptoren im Körper sei es wirksam, steuert Genexpressionen und die normale Funktion des Immunsystems. Patienten mit Autoimmunerkrankungen haben eine genetisch geprägte partielle Resistenz gegen die immun-modulatorische Wirkung des D-Hormons. Polymorphe Änderungen an einer der beiden D-Hormon-Hydroxylasen (insbesondere 1-alpha-Hydroxylase), am D-Hormon-Rezeptor oder am D-Hormon-bindenden Protein veranlagen Menschen, Autoimmunerkrankungen zu entwickeln. So besteht z.B. bei der Multiplen Sklerose eine Verwertungsstörung des Prohormons „Vitamin“ D, es erfolgt keine ausreichende Immunmodulation durch das D-Hormon trotz hoher D-Hormon-Spiegel im Blut.

Methode:

Methode (nach www.Coimbra-Protokoll) Die physiologische Vitamin/Prohormon D-Dosis beträgt minimal 7.000 Einheiten/Tag für Erwachsene mit einem normalen BMI – die gleiche Menge produziert der Körper in ˜ 10 bis 20 Minuten Sonnen-Exposition. 10.000 IE/d sind danach eine physiologische Tages-Dosis (Coimbra, Holick). Im COIMBRA-Protokoll reichen die Prohormon D-Dosen von 30.000 bis zu über 100.000 IU pro Tag. Es wird in der Regel mit 1.000 IE pro Kilogramm Körpergewicht gestartet. Die Langzeitdosis wird nach den Laborergebnissen eingestellt. Das Prohormon D hemmt die Produktion von Parathormon (PTH). Die Reduktion des PTH-Spiegels nahe der unteren Grenze des normalen Bereichs ist der Indikator für die Höhe der Langzeitdosis. Während des Protokolls sind PTH- und Kalzium-Serumspiegel und Urin-Kalzium zu beobachten. Dazu eine tägliche Trinkmenge von mindestens 2,5 Litern Wasser bei strenger Ca-armer Diät. Jährliche DXA-Scan-Kontrolle zur Erfassung des Knochenabbaus -Aufgabe des Osteologen. Erste Erfahrungen mit einer MS-Patientin und diesem Protokoll zeigen, wie das System funktioniert und vor welche Probleme der Osteologe dabei gestellt werden kann.

Ergebnisse:

Bei einer 51-jährigen Patientin mit einer Multiplen Sklerose erfolgt eine osteologische Mitbetreuung. Die Patientin erhält nach dem sogn. COIMBRA-Protokoll tgl. 2 × 40.000 IE Vitamin D3. Unter dieser Behandlung sind Labor-Kontrollen von PTH, Ca, Ca++, Ca-Ausscheidung im Urin, Kreatinin und TSH sowie eine jährliche DXA-Kontrolle erforderlich. Die Patientin, in der beginnenden Menopause, bietet einen gesteigerten Knochenstoffwechsel, erhöhtes Ctx, eine Osteopenie im Gesamtskelett, im Hüftbereich eine densitometrische Osteoporose, eine densitometrische Sarkopenie und nach Handkraft, Chair-Rising und Up & Go-Test eine Dynapenie.

Diskussion:

Wie ist mit dieser progredienten peripheren Osteoporose in dieser Situation umzugehen/sind HRT, Muskelstimulation/Krafttraining möglich? Wer hat Erfahrungen mit diesem Protokoll.