Aktuelle Ernährungsmedizin 2019; 44(02): 142
DOI: 10.1055/s-0039-1684911
7) Klinische Ernährungsmedizin II: Adipositas, metabolisches Syndrom
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das BASEL-Gruppenprogramm zur Gewichtsabnahme ist effektiv aber nicht kostendeckend

M Goetschmann
1   Berner Fachhochschule, Departement Gesundheit/Ernährung und Diätetik, Bern
,
B Nickolai
2   Universitätsspital Basel, Ernährungstherapie/-beratung, Abteilung für Endokrinologie, Diabetologie und Metabolismus, Basel
,
D Fäh
3   Universität Zürich, Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention, Zürich
,
C Kiss
2   Universitätsspital Basel, Ernährungstherapie/-beratung, Abteilung für Endokrinologie, Diabetologie und Metabolismus, Basel
,
K Hegar
2   Universitätsspital Basel, Ernährungstherapie/-beratung, Abteilung für Endokrinologie, Diabetologie und Metabolismus, Basel
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
26. April 2019 (online)

 

Einleitung:

Das interprofessionelle Behandlungsprogramm bei Adipositas mit den Schwerpunkten Ernährungsverhalten und Lebensstiländerung (BASEL) ist ein kognitiv-verhaltenstherapeutisch orientiertes Programm [1]. Eine Gewichtsreduktion von ≥5% gilt als erfolgreich [2]. Programme zur Gewichtsreduktion führen zu einer durchschnittlichen Abnahme von 6% (5 kg) des initialen Körpergewichts [3]. Diese Arbeit untersucht die Gewichtsentwicklung bei BASEL-Teilnehmenden und legt erstmals Resultate zur Wirtschaftlichkeit einer konservativen Adipositastherapie in der Schweiz vor.

Methodik:

Retrospektive Untersuchung der Gewichtsentwicklung der Teilnehmenden (TN) an 54 Gruppenkursen über einen Zeitraum von 2000 bis 2018 am Universitätsspital Basel, Schweiz. Mittels deskriptiver Statistik wurde die Gewichtsentwicklung von Programmstart (t0) bis Programmende (t1) sowie bis zum Follow-up (t2) nach 3 – 6 Monaten berechnet. Zusammenhänge zwischen einer Gewichtsreduktion ≥5% und weiteren potentiell für die Gewichtsentwicklung relevanten Faktoren wurden mittels einer multivariaten logistischen Regression erfasst. Zusätzlich erfolgte eine Analyse der Kosten.

Ergebnisse:

Von den 495 TN wurden 41 ausgeschlossen, welche weniger als 25% der Lektionen besuchten. Die 454 TN waren 46 Jahre (17 – 75), mehrheitlich Frauen (72%) mit Ausgangsgewicht 114 kg (68 – 195 kg) und BMI 40 kg/m2 (25.2 – 63.7 kg/m2). Bei Programmende lag die mittlere Gewichtsreduktion bei 4.9% (SD ± 4.2%). Eine Reduktion ≥5% erreichten 44.5% der TN, davon 11.5% eine Reduktion ≥10% (Abb. 1). Beim Follow-up (n = 256) betrug die Reduktion 7% (SD ± 6.4%) (≥5% Reduktion 33.5%; ≥10% Reduktion 16.7%). Personen, die ≥75% der Lektionen und das Follow-up besuchten, hatten bei Programmende eine 3.8 Mal höhere Chance zur erfolgreichen Gewichtsreduktion, als Teilnehmende, die < 75% der Lektionen besuchten und nicht zum Follow-up erschienen (p=< 0.001).

Zoom Image
Abb. 1: Gewichtsentwicklung vom Programmstart bis -ende für die Gesamtgruppe (n = 454)

Die Kostenanalyse ergab einen Aufwand von € 8'766 und einen Ertrag von € 5824. Die durchschnittlichen Kosten pro Kilogramm Gewichtsabnahme entsprechen € 174. Der Kostendeckungsgrad betrug 66%.

Schlussfolgerung:

Das interprofessionelle Therapiekonzept BASEL ist ein effektives konservatives Adipositas-Behandlungsprogramm, wobei die regelmäßige Partizipation für den Erfolg entscheidend war. Über die Hälfte der Teilnehmenden mit hoher Compliance erzielten eine klinisch relevante Gewichtsreduktion von ≥5%.

Das Programm ist aufgrund tiefer Gruppentarife der Krankenversicherer für Anbieter nicht kostendeckend.

Literatur:

[1] Kursmanual Behandlungsprogramms bei Adipositas mit den Schwerpunkten Ernährungsverhalten und Lebensstiländerung (BASEL) https://bit.ly/2Iemsoz

[2]. Laederach K, Durrer D, Gerber P, Pataky Z. Adipositas-Consensus 2016. Bern

[3] Dansinger ML, Tasioni A, Wong J, Chung M, Balk E. Meta-analysis: The effect of dietary counseling for weight loss. Annals of Internal Medicine. 2007