Aktuelle Ernährungsmedizin 2019; 44(02): 144
DOI: 10.1055/s-0039-1684914
8) Klinische Ernährungsmedizin III: Intensivmedizin, Nephrologie, Chirurgie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Enterale und parenterale Ernährungsstandards an operativen Intensivstationen in Krankenhäusern der Steiermark: eine steiermarkweite Umfrage

Z Kaltenberger
1   Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin, LKH Hochsteiermark-Standort Leoben, Austria
,
S Fruhwald
2   Klinische Abteilung für Herz-, Thorax-, Gefäßchirurgische Anästhesiologie und Intensivmedizin, Medizinische Universität Graz, Austria
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
26. April 2019 (online)

 

Hintergrund:

Die Ernährung kritisch kranker Patienten auf Intensivstationen stellt im klinischen Alltag eine große Herausforderung dar. Obwohl weltweit Guidelines zur Verfügung stehen, sind sowohl die Unterernährung als auch die Überernährung mit einer Prävalenz zwischen 20 – 50% immer noch weit verbreitet.[1,2] Im Falle der Unterernährung kommt es zu Wundheilungsstörungen, Muskelabbau und vermehrten Infektionen. Die Überernährung unterhält den Stress Response, führt zu erhöhtem Beatmungsaufwand und zur Beeinträchtigung der Immunantwort. In beiden Fällen sind ein längerer Krankenhausaufenthalt, höhere Behandlungskosten und eine erhöhte Mortalität die Folge [3].

Ziel dieser Masterarbeit war es, das aktuelle Ernährungsmanagement an operativen Intensivstationen in der Steiermark, im Vergleich zu den internationalen Richtlinien, zu evaluieren.

Methodik:

Um Informationen über intensivmedizinische Ernährung in den Krankenhäusern der Steiermark zu erhalten, hat sich die Datengewinnung durch einen online Fragebogen angeboten. Dieser ist 6 Themenblöcke und in insgesamt 24 Fragen gegliedert und wurde mittels deskriptiver Statistik ausgewertet. Die Umfrage befasst sich mit Screening-Methoden, dem präoperativen Setting, der Verabreichung enteraler und parenteraler Ernährung und dem Einsatz von Prokinetika.

Ergebnisse:

14 von 21 Krankenhäuser haben an der Online-Umfrage teilgenommen. In 50% wird ein Mangelernährungsscreening durchgeführt und in 70% existieren ICU-Ernährungs-SOPs. In 93% wird innerhalb von 48 Stunden mit einer Zottennährung begonnen. Das gastrale Residualvolumen wird von 70% der Befragten zu 60% 1x täglich gemessen. Ein Blutglucose-Schema mit den Zielwerten 120 – 160 mg/dl wird in 65% genutzt. 71% starten die parenterale Ernährung zwischen dem 3.-7. Tag, ausschließlich mit vorgefertigten 3-Kammer-Beuteln und unter Vitamin- und Spurenelementsupplementierung. 70% beginnen binnen 2 Tagen mit Prokinetika, in erster Linien mit Metoclopramid, wobei nur 15% nach Symptomatik vorgehen. 100% der Befragten geben an, bei Bedarf Trinknahrung zu supplementieren.

Schlussfolgerung:

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Guidelines in der Steiermark zufriedenstellend umgesetzt werden, wobei Verbesserungen in einigen Punkten noch wünschenswert wären. Besonders zu kritisieren ist, dass in nur 50% der Krankenhäuser ein Mangelernährungsscreening durchgeführt wird und somit keine flächendeckende gesicherte Erkennung der Risikopatienten gegeben ist.

Literatur:

[1] Abi Saleh W, Bou Khalil P, Ouaojan K, Abillama F. Evaluation of nutrition support practices: Results from a nationwide survey. Clinical Nutrition. September 2017;1 – 4.

[2] Kang MC, Kim JH, Ryu S-W, Moon JY, Park JH, Park JK, u.a. Prevalence of Malnutrition in Hospitalized Patients: a Multicenter Cross-sectional Study. J Korean Med Sci. 17. November 2017;33(2).

[3] Barker L, Gout B, Crowe T. Hospital Malnutrition: Prevalence, Identification and Impact on Patients and the Healthcare System. Int J Environ Res Public Health. 2011;(8):514 – 27.