Aktuelle Ernährungsmedizin 2019; 44(02): 147-148
DOI: 10.1055/s-0039-1684921
9) Klinische Ernährungsmedizin IV: Onkologie, Gastroenterologie, Pneumologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rekrutierungsprozess und Adhärenz einer multimodalen Interventionsstudie für palliative Tumorpatienten

LJ Storck
1   Departement Medizin, Kantonsspital Winterthur
,
M Rühlin
2   Ernährungstherapie, -beratung, Departement Medizin, Kantonsspital Winterthur
,
D Gisi
3   Institut für Physiotherapie, Kantonsspital Winterthur
,
R Imoberdorf
1   Departement Medizin, Kantonsspital Winterthur
,
M Pless
1   Departement Medizin, Kantonsspital Winterthur
,
PE Ballmer
1   Departement Medizin, Kantonsspital Winterthur
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
26. April 2019 (online)

 

Einleitung:

Mangelernährung bei Tumorpatienten ist ein komplexes Problem, dessen Prävention und Therapie eine multimodale Strategie erfordert. Die folgende Analyse beschreibt den Rekrutierungsprozess einer multimodalen Studie sowie die Adhärenz zum Programm.

Methodik:

Palliative Tumorpatienten wurden gefragt, ob sie an einer 12-wöchigen multimodalen Interventionsstudie teilnehmen möchten. Patienten der Interventionsgruppe erhielten mindestens drei Ernährungsberatungen, 2x/Woche körperliches Training im Spital (= 24 Einheiten) und 1x/Woche Training zu Hause (= 12 Einheiten) sowie ein Leucin-reiches Supplement (1x/Tag, an Trainings-Tagen 2x/Tag,= 120 Portionen). Patienten der Kontrollgruppe erhielten „Standard Care“.

Ergebnisse:

Nach dem Screening erfüllten 215 von insgesamt 489 Tumorpatienten die Einschlusskriterien. 162 Patienten lehnten eine Teilnahme ab und ein Patient starb überraschend vor Studieneinschluss, so dass 52 Patienten randomisiert wurden. Im Mittel waren diese 23 Frauen und 29 Männer 63.1 ± 10.3 Jahre alt, wogen 72.7 ± 15.4 kg und hatten einen Body-Mass-Index von 25.4 ± 4.7 kg/m2. Die Art des Tumors ist in Tabelle 1 dargestellt.

Tab. 1:

Art des Tumors

Tumor

n = 52

Bronchial

22

Kolorektal

9

Prostata

6

Pankreas

5

Ovarial

3

Renal

3

Brust

2

Urothel

2

27 Patienten wurden in die Interventions- und 25 in die Kontrollgruppe randomisiert. Während der 12-wöchigen Intervention, sind ein Patient in der Interventions- und zwei Patienten in der Kontrollgruppe aufgrund ihres Allgemeinzustandes zurückgetreten. Zur Follow-up-Untersuchung nach sechs Monaten sind weitere drei Patienten in der Interventions- und sechs Patienten in der Kontrollgruppe zurückgetreten. Patienten in der Interventionsgruppe haben im Durchschnitt an 17.0 ± 5.3 (71%) Trainingseinheiten im Spital und 11.4 ± 2.9 (95%) zu Hause teilgenommen. Zusätzlich erhielten Interventionspatienten im Mittel 3.2 ± 0.6 (107%) Ernährungsberatungen und haben 85.4 ± 33.2 (71.1%) Portionen des Leucin-reichen Supplementes eingenommen.

Schlussfolgerung:

Bei palliativen Tumorpatienten handelt es sich um eine empfindliche Population für Ernährungs- und Bewegungsinterventionen, da nur 10.8% der Patienten für die Studie in Frage kamen respektive an dem Programm teilnehmen möchten. Dennoch zeigten die Studienpatienten eine hohe Adhärenz zur Intervention, besonders zur Ernährungsberatung und zu den Trainingseinheiten zu Hause.