Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2019; 16(02): e14
DOI: 10.1055/s-0039-1687976
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Veränderung des axillären Management nach Mastektomie bei Patientinnen mit tumorbefallenem Sentinel-Lymphknoten

A Hennigs
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Frauenklinik, Heidelberg, Deutschland
,
F Riedel
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Frauenklinik, Heidelberg, Deutschland
,
M Feißt
2   Universitätsklinikum Heidelberg, Medizinische Biometrie und Informatik, Heidelberg, Deutschland
,
S Schott
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Frauenklinik, Heidelberg, Deutschland
,
M Rezai
3   Luisenkrankenhaus Düsseldorf, Europäisches Brustzentrum Dr. Mahdi Rezai, Düsseldorf, Deutschland
,
U Nitz
4   Evangelisches Krankenhaus Bethesda GmbH, Brustzentrums Niederrhein, Mönchengladbach, Deutschland
,
M Moderow
5   Westdeutsches Brust-Centrum GmbH, Düsseldorf, Deutschland
,
M Golatta
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Frauenklinik, Heidelberg, Deutschland
,
F Schütz
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Frauenklinik, Heidelberg, Deutschland
,
C Sohn
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Frauenklinik, Heidelberg, Deutschland
,
J Heil
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Frauenklinik, Heidelberg, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
28 May 2019 (online)

 

Zielsetzung:

Brustkrebspatientinnen wurde ehemals die komplettierende axilläre Lymphonodektomie (cALND) empfohlen, wenn mindestens ein Sentinel-Lymphknoten (SLN) tumorgefallen war. Verschiedene prospektive Studien, die hauptsächlich bei Patientinnen mit brusterhaltender Therapie durchgeführt wurden, zeigten keinen onkologischen Vorteil der cALND, jedoch eine erhöhte Morbidität dieses Eingriffs. Das Ziel unserer Untersuchung war es, den Einfluss dieser Studienergebnisse auf die Versorgungsrealität der Patientinnen mit Mastektomie zu untersuchen.

Material und Methoden:

Unsere Analysen basieren auf einem Kollektiv von 166.074 Patientinnen mit primärem, invasivem Mammakarzinom aus 179 Brustzentren/Kliniken in Deutschland aus den Jahren 2008 – 2015.

Ergebnisse:

Insgesamt n = 4093 (2%) Patientinnen aus dem Gesamtkollektiv hatten eine Mastektomie bei einem pT1/2N0M0 Tumorstadium und ein oder zwei tumorbefallen Seninel-Lymphknoten. Die cALND-Rate verringerte sich im Untersuchungszeitraum von 89,9% in 2010 auf 55,5% in 2015 (p < 0,001). Bei Mikrometastasen im SLN war diese Abnahme von 82% auf 8% (p < 0,001) deutlich ausgeprägter als bei Makrometasten im SLN mit einer Verringerung von 93% auf 63% (p < 0,001). In der multivariablen Analyse waren folgende Faktoren mit dem Verzicht einer cALND assoziiert: nicht-universitäre Klinik, pT1-Tumor, höheres Alter, höhere Anzahl entfernter SLN, weniger tumorbefallene SLN (alle p < 0,001).

Zusammenfassung:

Trotz der eingeschränkten Evidenz aus klinischen Studien bezüglich dem Verzicht einer cALND bei Brustkrebspatientinnen nach Mastektomie, zeigt die Untersuchung einer deutschlandweiten Kohorte einen deutlichen Rückgang der cALND-Rate im Versorgungsalltag.