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DOI: 10.1055/s-0039-1693892
Genetische Beratung, Testung und Interpretation der Ergebnisse bei Patientinnen mit Ovarialkarzinom, Tubenkarzinom oder primärem Peritonealkarzinom – Die Grazer Kohorte
Publication History
Publication Date:
12 August 2019 (online)
Hintergrund:
Genetische Beratung und Testung von Tumor-PatientInnen ist ein in den letzten Jahren rapid wachsender Bereich der Medizin. Genetische Ergebnisse beeinflussen, neben den Prophylaxe-Schemata der Betroffenen auch – durch die Implementierung von neuen Therapiemethoden wie PARP-Inhibitoren im Falle des Ovarial- und Mammakarzinoms – die Therapie dieser Patientinnen.
Methode:
Retrospektive Daten von 1905 PatientInnen die in der Genetikambulanz der Universitätsklinik Graz in den Jahren 2007 bis 2018 unter Beachtung der Einschlusskriterien der Deutschen S2k-Leitlinie „Humangenetische Diagnostik und genetische Beratung“, eine genetische Beratung erhalten haben, wurden analysiert. Die Genuntersuchungen wurden am Institut für Humangenetik in Graz mittels Next Generation Sequencing auf folgende Gene durchgeführt: Gen-Panel für Ovarialkarzinom: BRCA1, BRCA2, MLH1, MSH2, MSH6, RAD 50, RAD 51C, RAD 51D, PMS2, Gen-Panel für Mammakarzinom: BRCA1, BRCA2, TP53, ATM, BAP1, BARD1, BRIP1, CDH1, CHEK2, MRE11A, NBN/NBS1, PALB2, RAD 50, RAD 51C, RAD 51D, PTEN, SDHA, SDHB, SDHC, SDHD, STK11.
Ergebnisse:
1853 der PatientInnen in unserem Kollektiv waren Frauen und davon waren 180 an einem Ovarialkarzinom/Tubenkarzinom/primärem Peritonealkarzinom erkrankt. Bei 70 (39%) der Patientinnen konnte eine klinisch relevante Keimbahnmutation gefunden werden. 34 (19%) Patientinnen waren Trägerinnen einer pathogenen Mutation im BRCA1 Gen. 12 (7%) der Patientinnen waren Trägerinnen einer pathogenen BRCA2 Mutation. 24 (21%) der Patientinnen trugen Mutationen an einem anderen der mit Ovarialkarzinom assoziiertem Gene (MLH1, MLH1, MSH6, RAD 50, RAD 51C etc). Jeweils 7 (4%) der Patientinnen trugen unklassifizierte Varianten (UVs) der BRCA1 und BRCA2 Gene in ihrem Erbgut. 32 (70%) der BRCA1 und BRCA2 mutierten Patientinnen wiesen ein seröses High Grade Karzinom auf. 20 (59%) der Patientinnen mit einer BRCA1 Mutation und 7 (59%) der Patientinnen mit einer BRCA2 Mutation erkrankten ebenso an einem Mammakarzinom.
Schlussfolgerung:
Die hohe Prävalenz (jede zweite bis dritte Patientin) pathogener Keimbahnmutationen und unklarer Varianten in klinisch relevanten Genen zeigt die Notwendigkeit einer genetischen Beratung und Testung zur Optimierung des Managements dieser Patientinnen.