Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 656-657
DOI: 10.1055/s-0039-1694329
Kongresstag 1: 16.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sind ältere Männer nach dem Verlust ihrer Ehepartner anfälliger für Depressionen als Frauen? Evidenz aus drei deutschen Alterskohorten (AgeDifferent.de Plattform)

F Förster
1   Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Leipzig
,
A Pabst
1   Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Leipzig
,
B Wiese
2   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
,
M Wagner
3   Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), Bonn
4   Arbeitsbereich Neurospychologie der Klinik für Psychatrie und Psychotherapie, Bonn
,
HH König
5   Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, UKE Hamburg, Hamburg
,
SG Riedel-Heller
1   Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Leipzig
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Im Zuge der demographischen Entwicklung wird der Anteil älterer Menschen in den kommenden Jahren deutlich steigen. Mit dem Alter steigt zudem das Risiko, den Ehepartner zu verlieren. In der vorliegenden Studie wird im Längsschnitt die Auswirkung von Verwitwung auf das Auftreten einer depressiven Symptomatik mit besonderem Schwerpunkt auf Geschlechterunterschieden untersucht.

Methode:

Es wurden die Daten der AgeDifferent.de Plattform verwendet, welche drei populations- und allgemeinarztbasierten deutschen Alterskohorten über 75 Jahren zusammenfasst (AgeCoDe/AgeQualiDe, AgeMooDe, LEILA75+). Zum Zweck einer integrativen Datenanalyse wurden die Daten gepoolt und qualitativ und quantitativ harmonisiert. Um zu untersuchen, ob Verwitwung mit der depressiven Symptomatik im Zeitverlauf assoziiert ist, wurden lineare Hybrid-Regressionsmodelle angewandt. Die Analysen wurden für die Gesamt-Stichprobe sowie stratifiziert für Männer und Frauen durchgeführt.

Ergebnisse:

Von den 2.470 eingeschlossenen Befragten waren 1.256 männlich. Intraindividuell war Verwitwung in beiden Geschlechtern mit einer höheren depressiven Symptomatik im Zeitverlauf assoziiert. Interindividuell ergaben sich jedoch signifikante Unterschiede im stratifizierten Vergleich von Frauen und Männern. Unsere Analyse zeigte, dass verwitwete Männer generell ein höheres Risiko hatten, Depressionen zu entwickeln als verwitwete Frauen. Hinsichtlich der Schwere der Depression unterscheiden sich verwitwete Männer signifikant von nicht verwitweten Männern. Bei Frauen zeigten sich keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Schwere der Depression.

Diskussion:

Unabhängig von Verlusterfahrungen sind ältere Frauen im Allgemeinen deutlich depressiver als Männer. Unsere Studie zeigte jedoch, dass beide Geschlechter unter dem Verlust des Ehepartners leiden. Männer sind anfälliger für die Entwicklung einer Depression nach Verwitwung. Dies erfordert geschlechtsspezifische Interventionen zur Stärkung sozialer Netzwerke insbesondere nach typischen Lebensereignissen im hohen Alter.