Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 658
DOI: 10.1055/s-0039-1694333
Kongresstag 1: 16.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Komparativer Optimismus: Wahrnehmung des individuellen Hautkrebsrisikos in der deutschen Bevölkerung

K Diehl
1   Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheim
,
T Görig
1   Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheim
,
L Schilling
1   Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheim
,
R Greinert
2   Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention, Hamburg
,
S Schneider
1   Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheim
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Der Mensch neigt in der Regel dazu, sich selbst als weniger anfällig für Krankheiten und die Folgen von Risikoverhaltensweisen zu sehen als Vergleichspersonen. Diese verzerrte Wahrnehmung bezeichnet man als unrealistischen komparativen Optimismus. Die subjektive Wahrnehmung des Erkrankungsrisikos steht nachgewiesenermaßen in starkem Zusammenhang mit dem gezeigten Risiko- und Gesundheitsverhalten. Das Ziel unserer Untersuchung war es, erstmals unrealistischen komparativen Optimismus in Bezug auf Hautkrebs repräsentativ zu untersuchen. Die Ergebnisse können wichtige Informationen für zukünftige Präventionsmaßnahmen liefern.

Methode:

Die Daten entstammen der 3. Welle des bundesweit repräsentativen Nationalen Krebshilfe-Monitorings (NCAM 2017; n = 3000, 14 – 45 Jahre). Wir haben unrealistischen komparativen Optimismus in Bezug auf Hautkrebs erfragt und den Zusammenhang mit Soziodemografika, objektivem Hautkrebsrisiko und Risikobewusstsein gegenüber UV-Strahlung untersucht.

Ergebnisse:

Vier von zehn Befragten (43,3%) glaubten, ein geringeres Hautkrebsrisiko zu haben verglichen mit einer Frau bzw. einem Mann gleichen Alters. Diese subjektive Wahrnehmung hing signifikant mit jüngerem Alter, Migrationshintergrund, niedrigem Bildungsstand sowie Nicht-Erwerbstätigkeit zusammen. Personen mit tatsächlich erhöhtem Hautkrebsrisiko nahmen dies auch so wahr.

Diskussion:

Mit Blick auf die Allgemeinbevölkerung zeigt sich, dass vier von zehn Befragten eine unrealistische Verzerrung des eigenen Hautkrebsrisikos zeigten. Dies kann fatale Folgen haben, wenn Personen mit optimistischer Wahrnehmung riskanteres Gesundheitsverhalten zeigen (z.B. sich exzessiv bräunen). Bei der Aufklärung sollte die Korrektur der individuellen, verzerrten Wahrnehmung stattfinden. Auf diese Weise kann zu einer realistischeren Wahrnehmung des eigenen Hautkrebsrisikos beigetragen und das individuelle Screening- und Präventionsverhalten beeinflusst werden.