Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 661
DOI: 10.1055/s-0039-1694344
Kongresstag 1: 16.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Bedeutung des sozioökonomischen Status der Familie für das Auftreten von psychischen Auffälligkeiten bei 11- bis 17-jährigen Jugendlichen in Deutschland

M Fendt
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
H Hölling
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
C Weidmann
2   Hochschule Furtwangen University (HFU), Furtwangen
,
T Lampert
1   Robert Koch-Institut, Berlin
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Studien haben gezeigt, dass der sozioökonomischen Status (SES) der Familie das Auftreten von psychischen Auffälligkeiten bei Heranwachsenden beeinflusst. Ziel dieser Arbeit ist es, die Verteilungsunterschiede von verschiedenen psychischen Auffälligkeiten bei 11- bis 17-Jährigen zwischen den sozioökonomischen Statusgruppen unter Berücksichtigung von geschlechterspezifischen Besonderheiten zu untersuchen.

Methode:

Als Datenbasis dient die Querschnittserhebung KiGGS-Welle 2 (2014 – 2017, n = 13568), wobei lediglich die Daten von 11- bis 17-Jährigen (n = 6599) genutzt werden. Abhängige Variable sind psychische Auffälligkeiten, erfasst anhand von Elternangaben zum „Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ)“. Der SES der Familie als unabhängige Variable wird über Angaben der Eltern zu ihrem Bildungsniveau, zu ihrer beruflichen Stellung und zum bedarfsgewichteten Haushaltsnettoeinkommen gemessen. Neben Prävalenzen werden auf binär logistischen Regressionen basierende Odds Ratios (OR) dargestellt.

Ergebnisse:

Etwa 15,7% (95% KI: 14,6 – 16,9%) der 11- bis 17-Jährigen zeigten psychische Auffälligkeiten. Das Risiko, psychische Auffälligkeiten aufzuweisen, war bei Jugendlichen aus Familien mit niedrigem SES im Vergleich zu jenen aus bessergestellten Familien um mehr als das 2-Fache (aOR: 2,32; 95% KI: 1,81 – 2,97; p < 0,001) erhöht. Bei Mädchen waren die Verteilungsunterschiede zwischen den sozioökonomischen Gruppen mit Blick auf verschiedene psychische Auffälligkeiten stärker ausgeprägt als bei Jungen.

Diskussion:

Die Ergebnisse zeigen im Einklang mit jenen vorhergehender Studien, dass ein niedriger oder mittlerer SES bei 11- bis 17-Jährigen mit einem erhöhten Risiko verbunden ist, psychische Auffälligkeiten aufzuweisen.