Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 665
DOI: 10.1055/s-0039-1694356
Kongresstag 1: 16.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Macht Musizieren resilient? Untersuchung sozialer, familiärer und personaler Ressourcen für die psychische Gesundheit von Jugendlichen

N Groß
1   Georg-August-Universität Göttingen, Göttingen
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Die in dem BMBF geförderten Projekt „Wirkungen und langfristige Effekte musikalischer Angebote“ (WilmA) erhobenen Daten wurden unter Annahme der sozial-ethischen Transfererklärungen auf die Frage hin untersucht, ob Schüler/innen, die ein Instrument erlernen, resilienter gegenüber Alltagsbelastungen (daily hassles) sind, als Gleichaltrige ohne entsprechende musikalische Förderung. Analysiert wurde der Einfluss vom Instrumentalspiel auf interne (personelle) und externe (soziale und familiäre) Ressourcen.

Insgesamt konnten mittels Fragebögen quantitative Daten von 745 Schüler/innen aus 21 Klassen der Sekundarstufe I in Hamburg und Nordrhein-Westfalen erhoben werden. Unter Verwendung eines Strukturgleichungsmodells wurden die genannten Ressourcen hinsichtlich ihrer Auswirkung auf die subjektiv wahrgenommenen physiologischen und vegetativen Aspekte der psychischen Gesundheit hin untersucht. Zur Beantwortung der abgeleiteten Fragestellungen wurden zunächst die sich aus den genannten Ressourcen ergebenden Pfade isoliert untersucht und anschließend sukzessiv bei paralleler Betrachtung der latenten Konstrukte in einem Strukturgleichungsmodell modelliert. Das Strukturgleichungsmodell zeigt einen guten Modell-Fit (χ2= 415.057/p ≤ 0,000/df = 244 / RMSEA = 0,031 / CFI = 0,960 / TLI = 0,955 / SRMR = 0,045) und auf den 24 Items der 5 Messmodelle ausreichend hohe Faktorladungen (> 0,50).

Auch wenn sich die Ergebnisse der Schüler/innen mit und ohne Instrumentalunterricht bei paralleler Betrachtung aller Ressourcen im Strukturgleichungsmodell durch einen Gruppenvergleich nicht signifikant unterscheiden, ergab sich ein signifikanter Gruppenunterschied der Substichproben hinsichtlich der sozialen Ressourcen, gemessen als soziale Integration innerhalb der Klassengemeinschaft, zu Gunsten derjenigen Jugendlichen mit Instrumentalspiel.

Geförderte schulische Programme ermöglichen es Kinder und Jugendliche aus Familien mit einem geringen sozioökonomischen Status Ressourcen durch Transfereffekte zu fördern und damit zu einem Erhalt der psychischen Gesundheit beizutragen.