Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 665-666
DOI: 10.1055/s-0039-1694358
Kongresstag 1: 16.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Partizipation in der epidemiologischen Forschung – theoretische Grundlagen und Erfahrungen aus der Praxis

C Santos-Hövener
1   Robert Koch Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin
,
C Koschollek
2   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin
,
V Bremer
3   Robert Koch Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Die partizipative Epidemiologie ist ein Konzept, das die aktive Einbeziehung und möglichst gleichberechtige Zusammenarbeit von Forschenden und Beforschten in einzelnen oder allen allen Schritten des Forschungsprozesses vorsieht. Sie umfasst folgende Aspekte: die kooperative Definition von Forschungszielen und Forschungsfragen, die partnerschaftliche Bestimmung zu erforschender Bevölkerungsgruppen und deren gesundheitsrelevanter Lebenswelten, die Auswahl oder Anpassung angemessener Erhebungsinstrumente sowie dialogische Formen der Ergebnisinterpretation. Die partizipative Epidemiologie zielt auf die Schaffung von Erkenntnissen mit praktischer Relevanz für alle Beteiligten.

Methoden:

Anhand der Studie zu sexueller Gesundheit mit Migrant/innen aus Subsahara-Afrika, die von 2014 – 2016 als eine multizentrische Querschnittsstudie stattfand, reflektieren wir, inwieweit und in welchen Schritten des Forschungsprozesses partizipativ gearbeitet wurde.

Ergebnisse:

Die Entwicklung der Fragestellung, des Studiendesigns und des verwandten Fragebogens erfolgte im Rahmen einer Arbeitsgruppe aus Community-Mitgliedern, Stakeholdern aus der HIV- und STI-Testung und -Prävention. Im Rahmen der Datenerhebung arbeiteten wir mit Partnerorganisationen in den beteiligten Städten und Peer Researcher erhoben Daten vor Ort. Während die Datenanalyse am Robert Koch-Institut stattfand, wurde die Interpretation der Ergebnisse sowie die Entwicklung daraus resultierender Empfehlungen mit Mitgliedern afrikanischer Communities durchgeführt.

Diskussion:

Der zentrale Unterschied zwischen bisher gängigen epidemiologischen Methoden und einer „partizipativen Epidemiologie“ ist die Forschungspraxis, die die Beforschten als Partner/innen wahrnimmt und aktiv in den Forschungsprozess einbindet. Dies führt zum einem zu innovativen Feldzugängen, zu einem besseren Verständnis der Lebenswelt der Beforschten, der Entwicklung von Forschungsfragen, die für alle Beteiligten bedeutsam sind, als auch zu relevanten Präventionsbotschaften sowie zielgerichteten Maßnahmen.