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DOI: 10.1055/s-0039-1694362
Arbeitszeit und Pendelzeit als Risikofaktoren für die Entwicklung depressiver Symptome nach 5 Jahren bei Arbeitnehmern in Deutschland
Publication History
Publication Date:
23 August 2019 (online)
Einleitung:
Lange Arbeitszeiten sind mit einem Risiko für Depression assoziiert, wobei dieses Risiko länderspezifisch unterschiedlich ist. Ein möglicher Effekt der Pendelzeit auf die Entwicklung depressiver Symptomatik ist vergleichsweise wenig betrachtet worden. Unser Ziel war es daher, zu untersuchen, ob lange Arbeits- und Pendelzeiten bei Arbeitnehmern in Deutschland mit der Entwicklung depressiver Symptome einhergehen.
Methode:
In einer Stichprobe von 2.025 Arbeitnehmern in Deutschland wurden 2011/12 (Ersterhebungsbeteiligung 36%) und 2017 (Zweiterhebungsbeteiligung 69%) Informationen zu Alter, Geschlecht, sozioökonomischem Status sowie quantitativen Anforderungen, Einfluss auf die Arbeit (COPSOQ), Arbeitszeit, Pendelzeit und depressiven Symptomen (PHQ-9 ≥10) erhoben. Mittels multiplen logistischen Regressionen wurden Assoziationen von Arbeits- und Pendelzeit zum ersten Messzeitpunkt mit depressiver Symptomatik zum zweiten Messzeitpunkt untersucht, jeweils kontrolliert für die oben beschriebenen Variablen zum ersten Messzeitpunkt.
Ergebnisse:
Im Vergleich zu einer 35-bis-39-Stunden-Woche geht eine wöchentliche Arbeitszeit von > 55 Stunden mit einem erhöhten Risiko für depressive Symptomatik nach 5 Jahren einher (OR = 1,99; 95% CI: 1,04 – 3,80). Das Risiko für wöchentliche Arbeitszeiten von 41 – 48 sowie 49 – 54 Stunden war in geringerer Stärke erhöht (OR = 1,34; 95% CI: 0,88 – 2,04 bzw. OR = 1,23; 95% CI: 0,64 – 2,37) und auch Pendelzeit zeigte keinen Einfluss auf die depressive Symptomatik.
Diskussion:
Unsere Studie gibt Hinweise darauf, dass eine sehr hohe wöchentliche Arbeitszeit (mind. 55 Stunden) ein Risiko für die mentale Gesundheit darstellt. Ob 41 – 54 Stunden pro Woche ein Risiko darstellt, muss in besser gepowerten Studien näher untersucht werden. Lange Pendelzeiten gehen dagegen nicht mit erhöhtem Risiko für depressive Symptomatik einher. Diese Befunde sollten in weiteren Studien geprüft werden.