Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 673-674
DOI: 10.1055/s-0039-1694384
Kongresstag 1: 16.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychische Belastung durch erweiterte Erreichbarkeit bei „Segmentierern“ und „Integrierern“ in kleinen und mittelgroßen Unternehmen

AS Voss
1   Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
,
W Fischmann
1   Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
,
H Drexler
1   Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
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Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Der Einsatz digitaler Medien führt für Beschäftigte zu einer erhöhten Erreichbarkeit in der Freizeit, die zu psychischen Belastungen führen kann. Ein entsprechendes Boundary Management soll die psychische Gesundheit schützen.

Zur Erreichbarkeit in der Freizeit gibt es unterschiedliche Vorlieben: „Integrierer“ bevorzugen es, in der Freizeit für Arbeitsbelange erreichbar zu sein. Für „Segmentierer“ bedeutet es weniger Stress, wenn sie Arbeit und Privatleben strikt trennen können.

Daher stellt sich die Frage, ob Regeln zur Beschränkung der Erreichbarkeit überhaupt mit geringeren psychischen Belastungen verbunden sind.

In 12 KMU wurde per Fragebogenerhebung eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen durchgeführt. Ergänzt wurde diese um verschiedene Fragen zur Erreichbarkeit in der Freizeit, z.B. auch zum Vorhandensein und der Anwendung von E-Mail-Regelungen. Auf Basis dieser Frage wurden die Befragten den Segmentierern bzw. Integrierern zugewiesen.

Erste Ergebnisse zeigten für die Gruppe der Segmentierer signifikant schlechtere Werte für psychosoziale Belastungen, psychische Belastungen, Wahrnehmung der Arbeitszeit und Verfügbarkeit von Informationen für die Arbeit (p < 0,05, Mann-Whitney-U von 98.900 bis 108.820, jeweils kleiner Effekt).

Das Boundary Management für geht für die Segmentierer daher nicht automatisch mit geringeren psychischen Belastungen einher, was z.B. an einer insgesamt höheren Belastung dieser Befragten liegen kann.

Das Kollektiv dieser Studie wird aktuell erneut befragt. Aufbauend auf den Ergebnissen der ersten Untersuchung werden differenziertere Fragen zu den Chancen und Risiken der erweiterten Erreichbarkeit, persönlichen Vorlieben, der Sinnhaftigkeit von Regulierungen und Charakteristika der Tätigkeit gestellt. Die Ergebnisse sollen eine weitere Annäherung auf die Frage ermöglichen, wie es zu den höheren psychischen Belastungen der Segmentierer kommt und ob diese dennoch von Regulierungen profitieren.