Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 675
DOI: 10.1055/s-0039-1694388
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mobbing in der deutschen Erwerbsbevölkerung: Prävalenz, Folgen und Ursachen

S Lange
1   Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), Berlin
,
H Burr
1   Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), Berlin
,
PM Conway
2   Institut for Psykologi, Københavns Universitet, København
,
U Rose
1   Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), Berlin
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Mobbing am Arbeitsplatz ist wegen der negativen Auswirkungen auf Betroffene hoch relevant, aber weltweit sind nur wenige Längschnittsstudien zu der Prävalenz, den Folgen und den Ursachen von Mobbing veröffentlicht. Für jeweils verschiedene Tätergruppen (Vorgesetzte, Kollegen) sollen die Prävalenz, der Einfluss auf die mentale Gesundheit sowie begünstigende psychosoziale Arbeitsbedingungen ermittelt werden.

Methode:

Die Studie zur Mentalen Gesundheit bei der Arbeit (S-MGA) beinhaltet Erhebungen in 2011/12 und 2017 (Querschnitt T1: N = 4.511, Kohorte T1-T2: n = 2.640) und ist repräsentativ für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte von 31 – 60 Jahren in Deutschland. Die Mobbingerfahrung und deren Häufigkeit wurden für die Tätergruppen separat ermittelt. Für depressive Symptomatik wurde der PHQ und für psychosoziale Arbeitsbedingungen (u.a. quantitative Anforderungen, Einfluss) der COPSOQ eingesetzt.

Ergebnisse:

Die Prävalenzschätzungen für Mobbing variierten zwischen 2,9% und 13,3% in Abhängigkeit von Häufigkeit und Täter. Mobbing durch Kollegen wurde deutlich seltener berichtet als durch Vorgesetzte. Die Prävalenz von Mobbing ist mit niedrigem sozioökonomischem Status assoziiert. Nur schweres Mobbing durch Kollegen erhöhte das Risiko für eine spätere depressive Symptomatik signifikant (OR = 2,5). Jeweils unterschiedliche Arbeitsbedingungen erhöhten das Risiko im Längsschnitt für Mobbing durch Kollegen (z.B. hohe quantitative Anforderungen) bzw. Vorgesetzte (z.B. Einfluss auf die Arbeit).

Diskussion:

Es liegen erstmalig repräsentative Aussagen zu Mobbing am Arbeitsplatz in Deutschland vor. Ein weiterer Beitrag besteht in der Differenzierung nach verschiedenen Tätern im Längsschnitt. Künftige Studien sollten nach Tätergruppen trennen, um den differenzierten Effekten hinsichtlich Prävalenz, Folgen und Ursachen gerecht zu werden. Auch Gründe für unterschiedliche Tätereffekte sollten untersucht werden.