Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 695
DOI: 10.1055/s-0039-1694453
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Rolle psychosozialer Schutzfaktoren für einen gesunden Lebensstil bei Hauptschülern

G Ouadine
1   Fachhochschule Bielefeld, Paderborn
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Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Kinder und Jugendliche aus sozial schwächer gestellten Familien erfahren sehr früh soziale aber auch gesundheitliche Benachteiligungen. In der Resilienzforschung werden zunehmend sog. allgemeine psychosoziale Schutzfaktoren und deren positive Rolle als wirksame Gesundheitsressource thematisiert. Im Rahmen dieses Beitrages wird der Einfluss einiger ausgewählter Schutzfaktoren auf einen gesunden Lebensstil in der Zielgruppe der Hauptschüler gezeigt.

Methode:

Mittels einer Clusteranalyse wurde eine theoriegeleitete Lebensstiltypologie basierend auf den Variablen „körperlich-sportliche Aktivität“ und „Medienkonsummuster“ entwickelt. Vier Lebensstilcluster wurden identifiziert. Anhand der Dimensionen körperliche Gesundheitsfaktoren, Gesundheitsverhalten, Gesundheitsorientierung und Umwelt/Umfeldfaktoren wurde die gesundheitliche Ist-Situation der Hauptschüler analysiert.

Ergebnisse:

Zwischen 30,8% und 50,2% der Kinder in den „sportlich-inaktiven“ Lebensstilclustern 3 und 4 berichteten über ein ungünstiges Einstellungsmuster zum Sport und zum gesundheitsfördernden Verhalten. Zwischen 11,8% und 25,4% der Kinder erfuhren wenig bis kaum soziale Unterstützung durch Familie. 23,2% bis 28,4% der Kinder berichteten, dass sie bei Problemen nicht mit Freunden darüber reden können. Wiederum hatten 5,7% bis 7,4% der Kinder keine tragbaren guten Freundschaftsbeziehungen zu Gleichaltrigen. Niedrige Schulfreude wurde bei ca. 40% bis 60% der Kinder festgestellt. Aspekte der schulischen Umwelt wurden von ca. 30% bis 56% der Kinder als defizitär eingestuft.

Diskussion:

Bei den Kindern in „sportlich-inaktiven“ Clustern mit den überproportional ungünstigen Ergebnissen bezüglich der körperlichen Gesundheitsfaktoren (BMI, Bauchumfang und Ausdauerleistungsfähigkeit) wurden häufiger defizitäre Schutzfaktoren und mangelnde soziale Unterstützung festgestellt. Stress und Emotionen, die aufgrund der defizitären Schutzfaktoren erlebt werden, können die Lebensstilfaktoren wie körperliche Aktivität und Medienkonsum beeinflussen. Die Berücksichtigung von Schutzfaktoren ist vor dem Hintergrund der Gesundheitsförderung wichtig, da sie Ansatzpunkte für die Förderung eines gesunden Lebensstils bietet.