Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 697
DOI: 10.1055/s-0039-1694459
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Sichtweise älterer Patienten mit koronarer Herzkrankheit auf die Inanspruchnahme der kardiologischen Behandlung

SL Schröder
1   Institut für Medizinische Soziologie, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle
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Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Die Versorgung der koronaren Herzkrankheit (KHK) beinhaltet u.a. Rehabilitation, medikamentöse Behandlung und ambulante Kontrollen. Zu den Gründen der Inanspruchnahme liegen für Deutschland bislang kaum Daten vor. Ziel der Auswertung ist es förderliche und hemmende Faktoren der Inanspruchnahme der KHK-Behandlung aus der Perspektive älterer Patienten zu explorieren.

Methode:

Im Rahmen einer qualitativen Längsschnittstudie wurden 48 KHK-Patienten zwischen 59 und 80 Jahren befragt und die Interviews inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse:

Für die Inanspruchnahme einer stationären Rehabilitationsmaßnahme war vor allem die standardisierte Beantragung im Krankenhaus förderlich sowie eine Nutzenzuschreibung (Krankheitsbewältigung, Erholung). Hinderlich waren Überschneidungen mit privaten Terminen, Nichtbegleitung durch Partner, schlechte Erreichbarkeit oder vorherige Rehabilitationsmaßnahmen. Zudem wurden Spaziergänge oder Haushaltstätigkeiten als adäquate Alternativen zur stationären und ambulanten Rehabilitation bewertet. Weitere Probleme in der Inanspruchnahme von ambulantem Herzsport war die nicht einheitliche Regelung des Zugangs, Entfernung, Komorbiditäten, eigene „Faulheit“ oder ein körperlich anspruchsloses Programm. Förderlich waren hingegen die sozialen Kontakte und die vermittelte Sicherheit durch Kontrollen. Letztere waren ebenfalls förderlich für die Inanspruchnahme ambulanter Nachsorgen, während hinderlich vor allem die Nicht-Übereinstimmung der Erwartung wer diese durchführen soll (Hausarzt, Krankenhaus oder Facharzt) mit der Versorgungsrealität ist. Für die Einnahme von Medikamenten war die Unterstützung durch Angehörige förderlich, während Nebenwirkungen und Verwechselungen durch Generika hinderlich sein können.

Diskussion:

Zur Verbesserung der Inanspruchnahme ist es für die Leistungserbringer wichtig, mögliche Beweggründe der KHK-Patienten für oder gegen einzelne Maßnahmen zu kennen. Vor allem in der Inanspruchnahme der stationären Rehabilitation wurden von den Patienten oft Vor- und Nachteile miteinander abgewogen, so dass hier ein großes Potential für Verbesserungen besteht.