Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 706
DOI: 10.1055/s-0039-1694488
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rücklaufquote und Repräsentativität. Gibt es eine Selektion von Zufriedenen oder Unzufriedenen? Eine Analyse bei 3.000 Schulen

M Nübling
1   Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften – FFAW GmbH, Freiburg
,
M Vomstein
1   Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften – FFAW GmbH, Freiburg
,
A Haug
1   Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften – FFAW GmbH, Freiburg
,
A Lindner
1   Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften – FFAW GmbH, Freiburg
,
I Nolle
1   Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften – FFAW GmbH, Freiburg
,
HJ Lincke
1   Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften – FFAW GmbH, Freiburg
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Die Frage, ob eine niedrige Teilnehmendenquote zu systematischer Selektion bestimmter Subpopulationen führt, ist ein Kernpunkt aller fragebogenbasierten Erhebungen. Hier wird ihr an Hand von Gefährdungsbeurteilungen zu psychischen Faktoren am Arbeitsplatz, z.B. mit dem COPSOQ (Copenhagen Psychosocial Questionnaire) nachgegangen.

Der Zusammenhang der Rücklaufquote mit der Arbeitszufriedenheit und dem selbstberichteten Gesundheitszustand von Lehrkräften wurde mit Daten von 3.000 Schulen mit mind. 5 Teilnehmenden aus der Vollerhebung an Schulen in Baden-Württemberg analysiert.

Die Korrelation der Rücklaufquote zur Arbeitszufriedenheit ist insgesamt schwach ausgeprägt (r = 0,2). Im Bereich bis zu 70% Rücklauf zeigt sich gar kein Zusammenhang (SNK-Test), erst bei über 70% sind im Mittel steigende Arbeitszufriedenheitswerte festzustellen. Eine Korrelation des Rücklaufs mit dem Gesundheitszustand ist praktisch gar nicht vorhanden (r = 0,03). Hier zeigt sich auch im hohen Rücklaufbereich keine Veränderung.

Schulen mit hoher Teilnehmerquote (70% und mehr) weisen auch etwas höhere Arbeitszufriedenheitswerte auf, die bedeutet entweder eine höhere Teilnahme der Zufriedenen bei hohem Rücklauf im Sinne einer besseren Repräsentanz der zufriedenen Lehrkräfte, oder dass an Schulen mit hoher Zufriedenheit Themen wie auch die Gefährdungsbeurteilung besser verankert sind.

Bei niedrigem bis gutem Rücklauf (bis 70%) ist aber keine systematische Selektion der Unzufriedenen oder Zufriedenen festzustellen. Für den allgemeinen Gesundheitszustand und für Burnoutsymptome gibt es darüber hinaus gar keinen Zusammenhang zum Rücklauf. Eine schwache Beteilung ist damit zwar ein Signal für die mangelnde Verankerung der psychischen Gefährdungsbeurteilung im Betrieb oder der Schule. Eine systematische Selektion von Zufriedenen oder Unzufriedenen oder von mehr oder weniger gesunden Beschäftigten liegt aber zumindest in diesem Setting nicht vor.