Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 720
DOI: 10.1055/s-0039-1694531
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kosten der Leistungserbringer bei HIV-Patienten unter ART-Therapie aus Perspektive der Gesetzlichen Krankenversicherung – Erfahrungen aus der PROPHET-Studie

F Valbert
1   Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen
,
E Wolf
2   MUC Research GmbH, München
,
S Preis
3   Clinovate NET GmbH & CO KG, München
,
S Klauke
4   Infektiologikum Frankfurt, Frankfurt am Main
,
K Schewe
5   ICH Studycenter, Hamburg
,
A Neumann
1   Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Ende 2016 lebten in Deutschland ca. 88.000 Menschen mit HIV/AIDS (RKI 2017). Dabei liegen nur wenige Daten über die Krankheitskosten von HIV/AIDS in Deutschland vor. In dieser Auswertung werden die Krankheitskosten der gesetzlich versicherten Patienten der PROPHET-Kohorte dargestellt.

Methoden:

Mittels standardisierter Fragebögen wurden klinische und gesundheitsökonomische Daten von HIV-Patienten mit Erstbehandlung bei einer Beobachtungsdauer von 24 Monaten gewonnen. Eingeschlossen in dieser Kostenanalyse wurden alle Patienten, die zu allen Erhebungszeitpunkten in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) versichert waren, die Studie nicht vorzeitig beendeten und von denen mindestens einer der vier gesundheitsökonomische Fragebögen vorliegt. Die Preise wurden aus GKV-Perspektive für das Basisjahr 2017 zugrunde gelegt.

Ergebnisse:

292 von 434 Patienten erfüllten die Einschlusskriterien. 42% davon wurden als Late Presenter eingestuft. Bei 10% der Patienten lag eine AIDS-Manifestation vor. Durchschnittlich ergaben sich aus Perspektive der GKV annualisierte Kosten für die Leistungserbringung in Höhe von 356 € pro Patient bei HIV-Schwerpunktbehandlern. Bei 26% der Patienten kam es aufgrund der HIV-Infektion zu weiteren ambulanten Arztkontakten. Die jährlichen Kosten hierfür beliefen sich auf insgesamt 21 € pro eingeschlossenen Patient. 84% der Patienten berichteten ambulante Arztkontakte aufgrund von Komorbiditäten. Hierbei summierten sich die durchschnittlichen Kosten auf 133 €. Krankenhauskontakte bedingt durch die HIV-Infektion betrafen 5% der Patienten und kosteten durchschnittlich 252 € pro Studienteilnehmer. Krankenhauskontakte aufgrund von Komorbiditäten betrafen 21% der Patienten mit Kosten in Höhe von 466 € pro Studienteilnehmer.

Diskussion:

Die Ergebnisse liefern einen detaillierten Überblick über den Ressourcenverbrauch des hier untersuchten Patientenkollektivs und lassen zusammen mit den Kosten für die antiretrovirale Therapie (der größte Kostenfaktor) Rückschlüsse auf die ökonomische Bedeutung der Erkrankung zu.

Robert-Koch-Institut (RKI): Epidemiologisches Bulletin 47/2017.