Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 732
DOI: 10.1055/s-0039-1694567
Kongresstag 3: 18.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Trends sozialer Unterschiede im Tabakkonsum und in der Passivrauchbelastung von Jugendlichen in Deutschland: Ergebnisse aus KiGGS

B Kuntz
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
J Hoebel
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
J Zeiher
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
A Starker
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
T Lampert
1   Robert Koch-Institut, Berlin
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Seit Beginn der 2000er Jahre hat sich der Anteil der jugendlichen Raucher in Deutschland stark verringert. Auch das Ausmaß der Passivrauchbelastung ist deutlich gesunken. Tabakkontrollpolitische Maßnahmen wie Steuererhöhungen und Nichtraucherschutzgesetze dürften zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Unklar ist jedoch, inwieweit sich die sozialen Unterschiede im Tabakkonsum und in der Passivrauchbelastung von Jugendlichen verändert haben.

Methode:

Datengrundlage bilden drei Wellen der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) (Basiserhebung (2003 – 06), Welle 1 (2009 – 12), Welle 2 (2014 – 17)). Die 11- bis 17-Jährigen wurden zu ihrem Rauchverhalten und zum Aufenthalt in verrauchten Räumen (Passivrauchbelastung) befragt. Der sozioökonomische Status (SES) der Herkunftsfamilie wurde durch Angaben der Eltern zu Bildung, Beruf und Einkommen erfasst. Neben Prävalenzen werden absolute und relative soziale Unterschiede berichtet.

Ergebnisse:

Zwischen der KiGGS-Basiserhebung und KiGGS Welle 2 hat der Anteil der jugendlichen Raucher abgenommen (21,4%> 7,2%). Der Anteil der Nichtraucher, die sich regelmäßig in Räumen aufhalten, in denen geraucht wird, ist im gleichen Zeitraum ebenfalls deutlich gesunken (35,4% > 13,8%). Die Prävalenz des Rauchens und der Passivrauchbelastung ist in allen SES-Gruppen zurückgegangen. Die Trendergebnisse sprechen einerseits für eine Verringerung der absoluten Unterschiede zwischen den SES-Gruppen, andererseits deuten sie auch auf eine Stabilität (Rauchen) bzw. Ausweitung (Passivrauchen) der relativen Unterschiede hin.

Diskussion:

Die KiGGS-Ergebnisse belegen, dass sich der Anteil der jugendlichen Raucher und das Ausmaß der Passivrauchbelastung in den letzten 15 Jahren verringert haben. Da sich jedoch weiterhin soziale Unterschiede im Tabakkonsum und in der Passivrauchbelastung abzeichnen, sollten zielgruppenspezifische Maßnahmen sozial benachteiligte Jugendliche sowie deren Lebensbedingungen noch stärker in den Blick nehmen.