Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 733
DOI: 10.1055/s-0039-1694571
Kongresstag 3: 18.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hängt Tabakrauchen mit ängstlich-depressiver Symptomatik zusammen? Ergebnisse einer repräsentativen Befragung der Bevölkerung Deutschlands (DEBRA Studie)

S Kastaun
1   Institut für Allgemeinmedizin, Schwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
,
EF Scholz
1   Institut für Allgemeinmedizin, Schwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
,
D Kotz
2   Institut für AllgemeinmedizinSchwerpunkt Suchtforschung und klinische EpidemiologieMedizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
3   Research Department of Behavioural Science and Health, Institute of Epidemiology and Health Care, University College London, London, UK, London
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Der kausale Zusammenhang zwischen Tabakrauchen und ängstlich-depressiver Symptomatik ist nicht vollständig geklärt. Jedoch fällt es Raucher*innen mit solchen Beschwerden schwerer ihren Tabakkonsum zu beenden als Raucher*innen ohne solche Beschwerden. Obwohl in Deutschland 28% der Bevölkerung Tabak raucht, fehlen aktuelle Prävalenzraten zu ängstlich-depressiver Symptomatik in Abhängigkeit vom Tabakkonsum.

Methode:

Die Deutsche Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA, www.debra-study.info) erhebt laufend Daten repräsentativer Bevölkerungsstichproben (zweimonatlich je ˜2.000 Personen ≥14 Jahre). Für die vorliegende Analyse wurden Daten von 4 Befragungswellen (06/2018 bis 01/2019) ausgewertet. Von 8.166 Befragten waren 7.291 (89,3%) bereit, Fragen zu ängstlich-depressiver Symptomatik zu beantworten (Gesundheitsfragebogen für Patienten, PHQ-4, Wertebereich jeweils 0 – 6: keine bis schwere Symptomatik). Mittels multivariabler logistischer Regression wurden Assoziationen zwischen Tabakrauchstatus und ängstlicher bzw. depressiver Symptomatik (Trennwert jeweils > 3) analysiert, sowie für die Subgruppe der aktuellen Raucher*innen zwischen dem Grad der Tabakabhängigkeit („Heaviness of Smoking Index“, Wertebereich 0 – 6: keine bis starke Abhängigkeit) und ängstlicher bzw. depressiver Symptomatik.

Ergebnisse:

5,1% (95%KI = 4,6 – 5,6%) der Befragten zeigten eine ängstliche, und 3,3% (95%KI = 2,9 – 3,7%) eine depressive Symptomatik (gewichtete Daten). Nach Adjustierung für Alter, Geschlecht, Haushaltsnettoeinkommen und Schulbildung zeigten aktuelle Raucher*innen gegenüber Nie-Raucher*innen häufiger eine ängstliche (OR = 1,31, 95%KI = 1,04 – 1,65, P = 0,022) sowie eine depressive Symptomatik (OR = 1,81, 95%KI = 1,37 – 2,39, P < 0,001). Ex-Raucher*innen unterschieden sich nicht von Nie-Raucher*innen. Bei aktuellen Raucher*innen war eine stärkere Tabakabhängigkeit assoziiert mit ängstlicher sowie depressiver Symptomatik (adjustierte ORs = 1,27 bzw. 1,33 pro steigendem Abhängigkeitsgrad, jeweils P < 0,001).

Diskussion:

Ängstlich-depressive Symptomatik ist in der Bevölkerung Deutschlands mit Tabakrauchen und Tabakabhängigkeit assoziiert. Auch wenn der kausale Zusammenhang noch unklar ist, sollte dieser Umstand bei der Gesundheitsaufklärung sowie bei der Tabakentwöhnung berücksichtigt werden.