Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 740
DOI: 10.1055/s-0039-1694590
Kongresstag 3: 18.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation bei Rehabilitanden mit Muskel-Skelett-Erkrankungen: eine Propensity Score Analyse

D Fauser
1   Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck
,
M Vogel
2   Mühlenbergklinik – Holsteinische Schweiz, Malente
,
M Bethge
3   Universität zu Lübeck, Lübeck
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation ist ein multimodales interdisziplinär durchgeführtes Programm, das Diskrepanzen von arbeitsplatzbezogenen Fähigkeiten und Anforderungen zu verringern sucht, um berufliche Teilhabechancen von Personen mit ungünstiger Erwerbsprognose zu verbessern. Die Analyse untersuchte die Teilhabeeffekte der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation im Vergleich zur herkömmlichen medizinischen Rehabilitation.

Methode:

Eingeschlossen wurden 18- bis 65-jährige Rehabilitanden mit Muskel-Skelett-Erkrankungen, die 2014 und 2015 in der Mühlenbergklinik – Holsteinische Schweiz behandelt wurden. Mittels Propensity Score Matching wurden die Ergebnisse von Teilnehmern einer medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation (Interventionsgruppe, IG) mit denen von vergleichbaren Teilnehmern einer herkömmlichen medizinischen Rehabilitation (Kontrollgruppe, KG) verglichen. Für das Matching wurden 21 Variablen verwendet. Primäres Zielkriterium war die Rate sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung ein Jahr nach Rehabilitationsende. Diese wurde aus administrativen Daten extrahiert. Die Behandlungseffekte wurden mit logistischen Modellen überprüft und absolute Risikodifferenzen (ARR) und die Number needed to treat (NNT) berechnet.

Ergebnisse:

Insgesamt konnten die Daten von 859 Rehabilitanden berücksichtigt werden. Die mittels Propensity Score Matching generierten Gruppen (IG: n = 156; KG: n = 156) waren hinsichtlich der berücksichtigen Stichprobenmerkmale balanciert. Die Analyse der Therapiedosis ergab deutliche Unterschiede in der Durchführung berufsorientierter Therapieleistungen zwischen den beiden Behandlungsarmen. Ein Jahr nach Rehabilitationsende war der Anteil sozialversicherungspflichtig beschäftigter Rehabilitanden in der IG elf Prozentpunkte höher als in der KG (ARR = 0,11; 95% KI: 0,02 bis 0,20; p = 0,020). Die NNT lag bei neun Personen (NNT = 9,05; 95% KI: 1,40 bis 16,70).

Diskussion:

Die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation, wie in der Mühlenbergklinik implementiert und durchgeführt, führt im Vergleich zur herkömmlichen medizinischen Rehabilitation zu höheren Beschäftigungsraten nach einem Jahr.