Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 740
DOI: 10.1055/s-0039-1694591
Kongresstag 3: 18.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fahrzeugführen mit Demenz – ein Public Health relevantes Sicherheitsrisiko?

B Reime
1   HS Furtwangen, Furtwangen
,
T Bertsche
1   HS Furtwangen, Furtwangen
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Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

In Deutschland leiden ca. 1,6 Millionen Menschen an Demenz. Befragungen unter Demenzkranken zeigten, dass etwa zwei Drittel angaben, eine gültige Fahrerlaubnis zu besitzen und knapp die Hälfte berichtete, noch aktiv Auto zu fahren. Wir gingen der Frage nach, ob und inwieweit Autofahrer mit Demenz die Sicherheit im Straßenverkehr gefährden.

Methoden:

Die Datenerhebung erfolgte mithilfe von leitfadengestützten Interviews mit 4 Experten aus den Feldern Polizei, Gerontologie bzw. Geriatrie sowie mit 12 Angehörigen von Patienten und Patientinnen mit unterschiedlichen Stadien von Demenz. Anschließend wurden die Interviews transkribiert. Die Auswertung erfolgte anhand der qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring 2015) mit MAXQDA.

Ergebnisse:

Angesichts des durch den demografischen Wandel bedingten zunehmenden Anteils an älteren Autofahrern hielten die von uns befragten Experten Fahrzeugführer mit Demenz für ein Public Health relevantes Sicherheitsrisiko. Das Problembewusstsein der Betroffenen ist oft nicht stark ausgeprägt und sie fallen häufig durch einen unsicheren Fahrstil auf. Dies bestätigten auch die Angehörigen. Ferner werden die mit der Demenz verbundenen kognitiven und motorischen Einschränkungen sowohl von den Betroffenen als auch von ihren Angehörigen im Frühstadium der Erkankung oft nicht bemerkt.

Diskussion:

Repräsentative Studien sind notwendig, die testen, welche Maßnahmen, z.B. ein obligatorischer Demenzcheck ab dem Eintritt ins Rentenalter, geeignet sind, die Sicherheit von älteren Fahzeugführern mit Demenz zu verbessern. Hausärztinnen und -ärzte sollten demenzkranke Patientinnen und Patienten bezogen auf ihr Unfallrisiko ansprechen und aufklären.