Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 755
DOI: 10.1055/s-0039-1694638
Kongresstag 3: 18.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bildungsungleichheiten in subjektiver Gesundheit und soziale Beziehungen – Analysen auf Basis des European Social Survey 2002 – 2016

N Vonneilich
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
,
D Lüdecke
2   UKE, HH
,
O von dem Knesebeck
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Europaweit finden sich Hinweise auf Bildungsungleichheiten in der Gesundheit. Allerdings sind zeitliche Entwicklungen der Ungleichheiten und der Erklärungsbeitrag sozialer Beziehungen weitestgehend unklar. Im Rahmen vergleichender Analyse konnte gezeigt werden, dass die Verwendung einer Wohlfahrtsstaaten-Typologie für die Analyse von gesundheitlichen Ungleichheiten hilfreich sein kann. Unsere Analysen beziehen sich daher auf 3 Forschungsfragen: (1) Wie haben sich Bildungsungleichheiten in der subjektiven Gesundheit zwischen 2002 und 2016 in Europa entwickelt? (2) Inwiefern tragen strukturelle und funktionale Aspekte sozialer Beziehungen zu einer Erklärung bei? (3) Variieren diese Erklärungsbeiträge zwischen unterschiedlichen Wohlfahrtsstaaten?

Datenbasis ist der Euopean Social Survey. Daten von 20 Ländern (5 Typen von Wohlfahrtsstaaten) aus 8 Wellen (2002 – 2016) wurden verwendet. Es wurden sowohl strukturelle (z.B. Frequenz sozialer Kontakte, soziale Partizipation) als auch funktionale (emotionale Unterstützung) Aspekte sozialer Beziehungen in den Analysen berücksichtigt. Sozioökonomischer Status wurde anhand der Bildung (ISCED) gemessen. Als Gesundheitsindikator wurde subjektive Gesundheit verwendet.

Über alle Länder hinweg zeigte sich ein Anstieg von Bildungsungleichheiten in der subjektiven Gesundheit. Der Erklärungsbeitrag sozialer Partizipation war am stärksten ausgeprägt (11%). Andere Aspekte sozialer Beziehungen trugen deutlich weniger zu einer Erklärung bei. Der Erklärungsbeitrag von sozialer Partizipation variierte mäßig zwischen unterschiedlichen Wohlfahrtsstaaten.

Die Förderung sozialer Partizipation, speziell in Bevölkerungsgruppen mit geringem Bildungsstatus, kann eine geeignete Intervention sein, um Ungleichheiten in der subjektiven Gesundheit in Europa zu reduzieren.