Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696089
Symposien
S02  Proopiomelanocortin, Oxytocin, Leptin und Ghrelin – innovative Ansätze in der Behandlung von Abhägigkeitserkrankungen? – Eine Vorstellung neuer neuroendokrinologischer Forschungsergebnisse
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Link zwischen Appetitregulation und Alkoholabhängigkeit

A Koopmann
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim
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Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Hintergrund Die Studienergebnisse der letzten Jahre haben gezeigt, dass die appetitregulierenden Peptide Ghrelin und Leptinin der Pathophysiologie der Alkoholabhängigkeit eine wichtige Rolle spielen, insbesondere bei der Entwicklung von Alkoholcraving. Die Sekretion von Ghrelinwird u. a. durch den Füllegrad des Magens reguliert. Der Leptinplasmaspiegelwird durch das Fettgewebe gesteuert.Dieser Vortrag soll einen Überblick über die Zusammenhänge zwischen der Entstehung von Alkoholcraving, der mesólimbischen Reizreaktivität und den Plasmaspiegeln von Leptin und Ghrelin geben.

Methoden In diesem Vortrag sollen Ergebnisse von 2Studien zumZusammenhang zwischen der mesolimbischen Reizreaktivität in der funktionellen Magnetresonanztomografie und den Plasmaspiegelnvon Leptin und Ghrelin bei männlichen und weiblichen alkoholabhängigen Patientin der frühen Alkoholabstinenz dargestellt werden. Außerdem werden dieErgebnisse einer randomisierten StudiezurBeeinflussung des Alkoholverlangensdurch eine Veränderung der Ghrelinplasmaspiegel durch eineforcierteVolumenaufnahme bei männlichen alkoholabhängigen Patienten gezeigt.

Ergebnisse In den Bildgebungsstudien zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen der mesolimbsichen Reizreaktivität, dem Alkoholcraving und den Ghrelinplasmaspiegeln. Für Leptin zeigte sich ein negativer Zusammenhang zwischen der mesolimbischen Reizreaktivität und dem Leptinplasmaspiegel. In der Interventionsstudie konnte gezeigt werden, dass eine Reduktion der Ghrelinplasmaspiegel durch eine forcierte Volumenaufnahme zu einer Reduktion des subjektiven Alkoholverlangens der Studienteilnehmer geführt hat.

Schlussfolgerungen Unsere Ergebnisse belegen, die Zusammenhängezwischendem System derapptitregulierenden Peptide und der Entstehung von Alkoholverlangenausgelöst durchBeeinflussung der mesolimbischen Reizreaktivitöt durch diese Peptide. Die appeititregulierenden Peptide stellen also eine interessante innovative Option zur Behandlung des Alkoholcravings bei Alkoholabhängigkeit dar.