Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696096
Symposien
S04  Prävention der Glücksspielsucht im Spannungsfeld von gesetzlicher Regulierung und Glücksspielindustrie: Was können Spieler- und Jugendschutzmaßnahmen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Spielerschutz im staatlichen Glücksspielwesen – werden Problemspieler erreicht?

Eine gesundheitswissenschaftliche Analyse am Beispiel konzessionierter Spielbanken in Deutschland.
A Quack
Kompetenzzentrum Spielerschutz und Prävention, Universitätsmedizin Mainz
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Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Mit Inkrafttreten des Glücksspielstaatvertrages (GlüStV) wurde 2008 nicht nur ein bundeseinheitlicher Rahmen für die Veranstaltung von Glücksspielen geschaffen, sondern erstmals auch ein rechtlicher Rahmen für den Spielerschutz in Deutschland. Veranstalter von öffentlichen Glücksspielen sind seitdem verpflichtet, „Spieler zu einem verantwortungsbewussten Spiel anzuhalten und der Entstehung der Glücksspielsucht vorzubeugen“ (§ 6 GlüStV). Darüber hinaus müssen sie alle zwei Jahre den zuständigen Glücksspielaufsichtsbehörden über die Auswirkungen der von ihnen angebotenen Glücksspiele auf die Entstehung von Glücksspielsucht und über den Erfolg der von ihnen zum Spielerschutz getroffenen Maßnahmen berichten. Obwohl Glücksspielanbieter in den vergangenen Jahren die gemäß GlüStV vorgeschriebenen präventions- und interventionsorientierten Spielerschutzmaßnahmen implementiert haben, sind Befunde zu den Effekten der Maßnahmen und Programme in Deutschland bislang limitiert. Generell deuten die wenigen vorliegenden nationalen und internationalen Studien auf eine durchschnittliche Wahrnehmung und vor allem geringe Nutzung von Spielerschutzmaßnahmen hin.

Methode Im Rahmen des Symposiums werden Befunde einer zusammenfassenden Sekundäranalyse von Qualitätssicherungsdaten aus Gastbefragungen in insgesamt 12 staatlich konzessionierten Spielbanken (n = 758) vorgestellt. Im Mittelpunkt stehen Bekanntheit und Nutzung von Spielerschutzmaßnahmen in den spielerschutzrelevanten Teilzielgruppen unter besonderer Berücksichtigung von Zusammenhängen zwischen soziodemografischen Merkmalen und Glücksspielverhaltensmerkmalen.

Kernaufgabe des auf Anbieterseite umgesetzten Spielerschutzes ist es, Problemspieler frühzeitig zu identifizieren und anzusprechen. Vor diesem Hintergrund wurde untersucht, in welchem Umfang die mittels Lie-/Bet-Questionnaire (Johnson et al., 1997) identifizierten Problemspieler von den Maßnahmen des selektiven und indizierten Spielerschutzes erreicht werden.

Ergebnis Es ergab sich eine durchschnittliche Bekanntheit und eine geringe Nutzung der Spielerschutzmaßnahmen. Zwar werden Problemspieler signifikant häufiger von den Maßnahmen des indizierten bzw. selektiven Spielerschutz erreicht als Normalspieler, eine Mehrheit von über 80% der Problemspieler wird von den Interventionen jedoch nicht erreicht.

Diskussion Eine abschließende Diskussion der Befunde aus gesundheitswissenschaftlicher Perspektive identifiziert mögliche Barrieren der Wahrnehmung und Inanspruchnahme der präventions- und interventionsorientierten Spielerschutzmaßnahmen und entwickelt Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung der etablierten Spielerschutzmaßnahmen in Deutschland.