Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696103
Symposien
S06 Glücksspielbezogene Probleme und Versorgung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Interviewstudie zum Optimierungsbedarf der gesetzlichen Regelungen von Spielersperren

JK Loy
1   IFT Institut für Therapieforschung
,
L Sedlacek
1   IFT Institut für Therapieforschung
,
B Grüne
2   Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin
,
B Braun
1   IFT Institut für Therapieforschung
,
LN Kraus
1   IFT Institut für Therapieforschung
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Die exzessive Nutzung von Glücksspielen ist häufig mit schwerwiegenden negativen Konsequenzen verbunden. Effektive Maßnahmen zum Schutz exzessiver Glücksspieler stellen Spielersperren dar, die es ermöglichen, Spielerinnen und Spieler für bestimmte Zeit vom Glücksspiel auszuschließen. Die Bestimmungen zu Spielersperren unterscheiden sich in Deutschland je nach Bundesland, lediglich für das staatliche Glücksspiel gibt es ein bundesweit einheitliches Sperrsystem. Trotz nachgewiesener Wirksamkeit ist die Inanspruchnahme von Spielersperren gering. Um das Potenzial der Maßnahme auszuschöpfen und die Nutzerzahlen zu erhöhen, sind Informationen über die Wahrnehmung von strukturellen und psychologischen Barrieren und die Einstellung zu Spielersperren erforderlich.

Methoden In der derzeit laufenden qualitative Interviewstudie „Verbesserung der Spielersperren Ausgestaltung“ (VeSpA) wird der Optimierungsbedarf von Spielersperren untersucht wird. Im Rahmen dessen werden qualitative Interviews unter Einbeziehung aller am Prozess einer Spielesperre beteiligten Akteure geführt. Befragt werden Glücksspielerinnen und Glücksspieler (gesperrte und ungesperrte), deren Angehörige, Fachkräfte der Suchthilfe und Mitarbeitende der Glücksspielanbieter. Geplant sind Interviews von jeweils ca. 4 Personen. Themen der Befragung sind Erfahrung mit und Einstellung zu Spielersperren sowie die Einschätzung notwendiger Veränderungen.

Ergebnis Da für Spielhallen in Deutschland kein übergreifendes Sperrsystem existiert, besteht in den meisten Bundesländern auch bei Vorliegen einer Spielersperre für das staatliche Glücksspiel die Möglichkeit, auf das gewerbliche Glücksspiel auszuweichen. Hier ist eine Sperre häufig nicht oder nur sehr begrenzt möglich. Sofern sie angeboten wird, muss sie in der Regel für jede Spielstätte einzeln durchgeführt werden, Einlasskontrollen finden unzureichend statt. Insgesamt besteht Verbesserungsbedarf hinsichtlich der Regelungen zu Spielersperren in Bezug auf Angebot, Dauer und Umsetzung von Spielersperren.

Diskussion Spielersperren sind ein wirksames Instrument, bedürfen jedoch einer Optimierung. Zur Steigerung der Nutzung müssen bestehende Barrieren reduziert werden. Hierzu sind strukturelle Verbesserungen an den gesetzlichen Regelungen und der Organisation von Spielersperren sowie der Entsperrung notwendig. Insbesondere ist es notwendig, die rechtliche Grundlage eines übergreifenden Sperrsystems für das staatliche sowie das gewerbliche Glücksspiel zu schaffen.