Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696104
Symposien
S06 Glücksspielbezogene Probleme und Versorgung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Versorgung Angehöriger von Menschen mit Suchtproblemen in Bayern

Explorative Befragung von Mitarbeitenden ambulanter bayerischer Suchthilfeeinrichtungen im Rahmen einer Gelegenheitsstichprobe
S Härtl
1   Bayerische Akademie für Sucht und Gesundheitsfragen
,
P Sleczka
2   DHGS Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport
,
B Erbas
1   Bayerische Akademie für Sucht und Gesundheitsfragen
,
UG Buchner
2   DHGS Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Ziel Angehörige von Menschen mit Suchtproblemen sind mit gesundheitlichen, sozialen und emotionalen Belastungen konfrontiert. Für Bayern liegen keine Daten zu ihrer Versorgung im ambulanten Suchthilfesystem vor, weshalb die vorliegende Studie Anhaltspunkte zum Status quo der Angehörigenversorgung erhebt. Weitere Ziele sind, Ressourcen und Optimierungspotenziale in der Angehörigenarbeit zu identifizieren.Methodik Onlinegestützte Befragung von Mitarbeitenden der bayerischen Suchtberatungsstellen im September und Oktober 2016 (n = 158).Ergebnisse Primär nahmen Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen an der Befragung teil (78%). Die Angehörigenberatung umfasste in den meisten Einrichtungen (58%) maximal ein Fünftel an allen Beratungen. Am häufigsten wurden die (Ehe-)Partnerinnen und (Ehe-)Partner sowie Eltern von Menschen mit Suchtproblemen beraten. Damit einhergehend waren die beratenen Angehörigen meist zwischen 41 und 50 Jahre alt (53,8%). Die Ergebnisse weisen daraufhin, dass in den Bereichen Glücksspiel, Computer/Internet und Alkohol mehr Angehörigenarbeit relativ zu allen Beratungen geleistet wird als bei illegalen Drogen/NPS und Medikamenten. Die Belastung der Angehörigen wurde mit einem Mittelwert von 86% auf einer Skala von 0% bis 100% eingeschätzt. Systemische und psychoedukative Konzepte, Ansätze der Co-Abhängigkeit sowie Angehörigengruppen werden in der Angehörigenberatung am häufigsten genutzt. Schlussfolgerungen Bezüglich bisher wenig oder nicht erreichter Gruppen von Angehörigen, insbesondere Kindern, besteht ein Erweiterungsbedarf an Forschung und Versorgung. Die Definition von Angehörigen als eigene Zielgruppe, die Vernetzung mit anderen Institutionen und die Bereitstellung eines praxisrelevanten, evidenzbasierten sowie themen- und zielgruppenspezifischen Fortbildungsangebotes sehen wir als zielführende Ansätze auf dem Weg zu einer besseren Versorgung von Angehörigen.