Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696105
Symposien
S07 Harm-Reduction in der Behandlung der Opioidabhängigkeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Naloxon-Take-Home: Schulung Betroffener und Peers – ein Modellprojekt in Bayern

N Wodarz
1   Zentrum für Suchtmedizin der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum, medbo
,
O Pogarell
2   Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum der Universität München, LMU München
,
J Wolstein
3   Institut für Psychologie, Universität Bamberg
,
H Wodarz von Essen
1   Zentrum für Suchtmedizin der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum, medbo
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Die Zahl der Drogentoten verharrt in Deutschland auf hohem Niveau. Bei mind. 2/3 der Drogentoten in D wurden Opioide als todesursächlich identifiziert. Fast ¾ der Drogentoten wurden im privaten Umfeld (z. B. Wohnung) aufgefunden. Meist waren zwar nicht mehr bei Auffinden, aber im Zeitraum zuvor Dritte anwesend. Zahlreiche in der Szene kursierende Mythen behindern dabei effektive Hilfemaßnahmen. Daher könnte es hilfreich sein, in einem ersten Schritt Betroffene und Peers in die Lage zu versetzen, Drogennotfälle zu erkennen, einen Notruf abzusetzen und bis zum Eintreffen der Rettungsdienste geeignete Hilfemaßnahmen vorzunehmen. Klassische Erste-Hilfe-Maßnahmen werden im europaweiten Vergleich in Deutschlang durch Laien, wenn überhaupt, eher insuffizient umgesetzt. Notfallschulungen sollten also an die spezifische Zielgruppe der Opioidabhängigen adaptiert und möglichst plakativ die essentiellen Inhalte vermitteln.Naloxon, ein rezeptpflichtiges spezifisches Antidot, ist seit September 2018 zur nasalen Anwendung zugelassen. Bei sehr einfacher Verabreichung lässt sich im optimalen Fall innerhalb von Minuten die lebensbedrohliche Ateminsuffizienz beheben. Neben der (dosisabhängigen) Auslösung eines Opioid-Entzugssyndroms muss vor allem die kurze Wirkdauer des Naloxon von ca. 60 bis 90 Minuten beachtet werden, da anschließend eine erneute, evtl. lebensbedrohliche Ateminsuffizienz droht.

Methode Das seit 10/2018 laufende bayerische Modellprojekt zu Take-Home-Naloxon sieht die Schulung und Untersuchung von 450 Opioidabhängigen in 5 Modellregionen vor

Ergebnisse Spezifische Besonderheiten der zielgruppenadaptierten Schulungen werden exemplarisch dargestellt, wie auch der aktuelle Stand des laufenden Projektes.

Diskussion Der aktuelle Stand des Wissens zum sinnvollen Einsatz von „Take-Home Naloxon“ als Baustein zur Schadensvermeidung wird dargestellt. Daneben werden erste Ergebnisse aus dem bayer. Modellprojekt vorgestellt.