Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696122
Symposien
S11  Alkoholkonsum und attributable Krankheitslast, sowie Versorgung alkoholbezogener Störungen in Deutschland
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Quantifizierung der Belastung Dritter durch Alkoholkonsum in Deutschland

Eine register-basierte Studie
LN Kraus
1   IFT Institut für Therapieforschung
,
N Seitz
1   IFT Institut für Therapieforschung
,
KD Shield
2   Centre for Addiction and Mental Health
,
J Rehm
2   Centre for Addiction and Mental Health
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Alkoholkonsum erhöht das Risiko andere zu schädigen. Das Ausmaß der Belastung der durch Alkohol verursachten Morbidität und Mortalität Dritter wurde für Deutschland im Jahr 2014 für (1) fetales Alkoholsyndrom (FAS, die schwerste Ausprägung fetaler Alkoholspektrumstörungen (FASD)) und FASD bei Neugeborenen, (2) Todesfälle im Straßenverkehr und (3) Todesfälle durch zwischenmenschliche Gewalt geschätzt.

Methoden Die Inzidenzen von FAS und FASD wurden anhand von Mittelwerten eines metaanalytischen Ansatzes geschätzt, der Daten zum Alkoholkonsum während der Schwangerschaft und die Risikoverhältnisse zwischen Alkoholkonsum während der Schwangerschaft und FAS/FASD kombiniert. Um die durch Alkohol verursachten Todesopfer im Straßenverkehr und die zwischenmenschliche Gewalt aufgrund des Alkoholkonsums Dritter abzuschätzen, wurde die attributable Fraktionsmethode auf die Todesursachenstatistik Dritter im Straßenverkehr und für Todesfälle im Zusammenhang mit zwischenmenschlicher Gewalt angewendet.

Ergebnisse Für 2014 wurde die Inzidenz von FAS und FASD auf 41 Kinder pro 10 000 Lebendgeburten (95% KI 24; 63) und 177 Kinder pro 10 000 Lebendgeburten (95% KI 135; 320) beziehungsweise 2930 (95% KI 1720; 4500) und 12 650 (95% KI 9650; 23 310) Kinder geschätzt. Zudem wurde geschätzt, dass Alkohol für 1214 (95% KI 1141; 1287) Todesopfer im Straßenverkehr und 55 (95% KI 46; 64) Todesfälle durch zwischenmenschliche Gewalt verantwortlich war, was 45,1% aller Todesopfer im Straßenverkehr mit Dritten entspricht und 14,9% aller Todesfälle durch zwischenmenschliche Gewalt.

Schlussfolgerung Es besteht ein erheblicher Gesundheitsschaden für Dritte durch Alkohol in Deutschland. Die Ergebnisse weisen auf einen hohen Bedarf für effektive Prävention hin. Für umfassendere Schätzungen zur Belastung Dritter durch Alkoholkonsum ist weitere Forschung erforderlich.