Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696136
Symposien
S14  Prävention und good practice in der Suchtkrankenhilfe – Symposium des Dachverbandes der Suchtfachgesellschaften Deutschlands
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wirksamkeit angehörigenbasierter Interventionen im Suchtbereich: Ergebnisse eines systematischen Reviews

G Bischof
Universität zu Lübeck
,
A Trachte
Universität zu Lübeck
,
JH Krüger
Universität zu Lübeck
,
D Brandt
Universität zu Lübeck
,
A Bischof
Universität zu Lübeck
,
HJ Rumpf
Universität zu Lübeck
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Angehörige von suchtkranken Menschen stellen eine Hochrisikogruppe für die Entwicklung psychischer und somatischer Beeinträchtigungen dar. Zugleich sind Versorgungsangebote für Angehörige in Deutschland infolge unzureichender Refinanzierung und einer eingeschränkten Rezeption des internationalen Forschungsstandes in Forschung, Versorgung und Suchtpolitik nur rudimentär implementiert, eine systematische Bestandsaufnahme existiert nicht. Für eine Verbesserung der Versorgungssituation ist eine Bestandsaufnahme der wirksamen Behandlungskonzepte und der bereits national und international implementierten Verfahren erforderlich.

Methode Im Rahmen des BMG-geförderten Projektes „Evidenz und Implementierung Familienbasierter Intervention bei Abhängigkeitserkrankungen“ (EVIFA) wird der internationale Forschungsstand zu evaluierten Behandlungsangeboten in einem systematischen Review differenziert nach verschiedenen Zielgruppen (Art der Abhängigkeit und der Beziehungskonstellation zu der suchtkranken Person) und therapeutischen Ansätzen gesichtet und methodisch nach Evidenzgraden eingeordnet.

Ergebnisse In einer PubMed-Recherche wurden 1394 wissenschaftliche Arbeiten identifiziert, von denen 190 Studien nach Durchsicht der Abstracts als eligibel identifiziert wurden. Weitere 52 Publikationen wurden nach Sichtung der Literaturlisten der eligiblen Studien hinzugefügt. Die identifizierten Studien lassen sich differenzieren in Interventionen für Partner*innen, Eltern substanzmissbrauchender bzw. abhängiger Kinder sowie in Unterstützungsangebote für suchtkranke Eltern. Es liegen für die ersten beiden Studienarten randomisiert kontrollierte Studien, allerdings mit heterogener Qualität vor. Die Mehrheit der Studien adressiert weibliche Angehörige und stammt aus dem angloamerikanischen Bereich. Als zentrale Outcomes wurden in den meisten Studien Veränderung der suchtkranken Personen wie Substanzkonsum oder Behandlungsaufnahmeraten berichtet. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Einbeziehung Angehöriger zu einer Verbesserung der Prognose suchtkranker und suchtgefährdeter Patient*innen beiträgt. Verschiedene Studien belegen zudem positive psychosoziale Interventionseffekte auf die teilnehmenden Angehörigen.

Diskussion Internationale Forschungsergebnisse belegen die Wirksamkeit von Interventionsverfahren für Angehörige Suchtkranker, wobei die Befunde infolge heterogener Ergebnismaße und methodischer Güte nur eingeschränkt vergleichbar sind. Implikationen für die Versorgung und zukünftige Forschung werden diskutiert.