Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696158
Symposien
S20  Gambling and Gaming – Wirkungsmechanismen bei der Entstehung, Prävention und Behandlung von Pathologischen Glücksspielen und PC-/Internetabhängigkeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

PROTECT Prävention gegen Internetabhängigkeit – von der Wirksamkeitsprüfung zur landesweiten Dissemination

K Lindenberg
1   Pädagoische Hochschule Heidelberg
,
C Szász-Janocha
1   Pädagoische Hochschule Heidelberg
,
S Kindt
1   Pädagoische Hochschule Heidelberg
,
E Vonderlin
2   Universität Heidelberg
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Die Prävalenz von Internetabhängigkeit im Jugendalter verdreifacht sich zwischen dem 11. und dem 21. Lebensjahr von etwa 3% auf etwa 9%. Dementsprechend ist das Jugendalter von besonderer Relevanz für präventive Maßnahmen. Schulbasierte Programme erscheinen vielversprechend, um Jugendliche flächendeckend und niederschwellig zu erreichen. Gleichzeitig versprechen indizierte Maßnahmen, die sich an Subgruppen mit erhöhtem Risiko richten, eine höhere Wirksamkeit und verhindern, dass unnötige Kosten für Zielgruppen entstehen, für die diese Maßnahmen überflüssig wären. Parallel wurde im Rahmen der Digitalisierung die Medienbildung im Bildungsplan verankert, wobei diskutiert wird, ob Jugendliche mit hoher Internetnutzung und großer Expertise davon profitieren können. Sowohl in der Internetsuchtprävention als auch in der Medienbildung scheint eine Differenzierung im Schulkontext vielversprechend.

Methode Das PROTECT Programm zur indizierten Prävention von Internetabhängigkeit im Schulkontext wurde von 2015 – 2018 in einer randomisiert-kontrollierten Studie überprüft und konnte über einen Beobachtungszeitraum von 12 Monaten eine signifikant stärkere Symptomreduktion in der Trainingsgruppe, die in 4 Doppelstunden an einem verhaltenstherapeutischen Training teilgenommen hatte, im Vergleich zu einer Beobachtungs-Kontrollgruppe nachweisen.Darüber hinaus zeigten sich größere Effenke unter den stärker betroffenen Jugendlichen.

Zur landesweiten Dissemination startet im Juli 2019 das Projekt PROTECTdissemination. Es werden 15 Regionalzentren in Baden-Württemberg gegründet, an denen Multiplikatoren ausgebildet werden, die einen Präventionsauftrag in Schulen haben. Für die Umsetzung der Maßnahme im Klassensetting wird nach intensiven vs. moderaten Internetnutzern differenziert, die entsprechend entweder dem PROTECT Training (Internetsuchtprävention) oder dem PROTECTinfo Programm (Medienbildung) zugewiesen werden.

Ergebnisse Die Wirksamkeit der PROTECT Prävention in Hinblick auf eine Symptomreduktion wird nun unter Realbedingungen mit dem identischen Studiendesign wie in der Originalstudie in einer konfirmatorischen Studie untersucht.

Diskussion Durch die große Fallzahl bietet die geplante Studie die Durchführung von differenziellen Wirksamkeitsanalysen sowie gesundheitsökonomischen Fragestellungen, die in Hinblick auf gesundheitspolitische Entscheidungen unerlässlich sind.