Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696165
Symposien
S22  Analytische Sicht auf Abhängigkeitserkrankungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mediensüchte und Bindungsstile: Ergebnisse zweier Online-Befragung von Internet- und Smartphonenutzern

C Eichenberg
1   Technische Universtitä München
,
M Schott
2   Sigmund Freud Privatuniversität
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Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Mediensüchte sind für die psychotherapeutische Praxis von hoher Relevanz. Nichtsdestotrotz liegen kaum systematische Untersuchungen zur Ätiopathogenese dieses Störungsbildes vor. Die Bindungstheorie kann hierzu einen Beitrag leisten, denn unsichere Bindungsstile haben sich auch als relevanter Faktor in der Entwicklung substanzgebundener Störungen gezeigt.

Ziel dieser Studie war es, die Internetsucht und Smartphonesucht mit einem Fokus auf bindungsspezifische Unterschiede zwischen abhängigen und abhängigen Nutzern zu untersuchen. Zentrale Hypothese war dementsprechend, dass Personen mit unsicherem Bindungsmuster häufiger problematische Nutzungsweisen des Internet sowie des Smartphones zeigen als sicher gebundene Personen.

Methode In zwei Online-Befragungen wurden neben Items zur Erfassung soziodemografischer Merkmale u. a. validierte Skalen zur Erhebung des Bindungsstils (Bielefelder Fragebogens zu Partnerschaftserwartungen (BFPE), Höger & Buschkämper, 2002) sowie der Internetsucht (Skala zum Onlinesuchtverhalten (OSV-S), Wölfling, Müller & Beutel, 2010) bzw. Smartphonesucht eingesetzt (Smartphone-Sucht-Skala (SPAS) von Bian & Leung, 2014). Die erste Studie fokussierte auf die Internetsucht, N = 245 (Alter: M = 29.6 [SD= 9.2]) Befragungspersonen wurden über soziale Netzwerke und verschiedene thematische Foren rekrutiert. Die zweite Studie untersuchte die Smartphonesucht unter Studierenden (Vollerhebung aller eingeschriebenen Studierenden der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien; Rücklauf: N = 497 = 27,07%, Alter: M = 19.38 [SD= 16.50]).

Ergebnisse Die Hauptbefunde beider Studien zeigen übereinstimmend, dass sich unsichere von sicher gebundenen Personen in ihrer Tendenz zu suchtartigem Medienverhalten unterscheiden, wobei insbesondere ambivalente Bindungsstrategien mit auffälliger Internet- bzw. Smartphonenutzung verbunden waren.

Diskussion Diese Ergebnisse haben therapeutische Implikationen und liefern Erkenntnisse für die Ätiopathogenese von Mediensüchten.