Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696173
Symposien
S24 Risikofaktoren bei pathologischem Glücksspiel
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Identifizierung von Subgruppen pathologischer Spieler

S Buth
Institut für Interdisziplinäre Suchtforschung
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Beeinträchtigungen der Psyche und problematische Persönlichkeitsmerkmale sind für die Genese einer Spielsucht von besonderer Relevanz. Blaszczynski/Nower (2002) versuchten mithilfe ihres Pfadmodells zu erklären, wie diese Problembereiche miteinander in Beziehung stehen. Insbesondere die Annahme, dass pathologische Spieler in drei verschiedene Subgruppen zu unterteilen sind, macht den besonderen, innovativen Charakter ihres theoretischen Ansatzes aus. Im Rahmen dieser Studie ist untersucht worden, ob sich diese Typisierung auch für eine deutsche Stichprobe empirisch bestätigen lässt und welche Möglichkeiten bestehen, mithilfe eines zu entwickelnden Screening-Instrumentes die Spielsüchtigen den betreffenden Gruppen sicher zuzuordnen.

Methode Die analysierte Sichtprobe umfasst 329 Personen mit früheren bzw. aktuell bestehenden Glücksspielproblemen. Die statistischen Auswertungen erfolgen in zwei Schritten: Zunächst wird unter Einbeziehung von Variablen, die auf psychische Probleme bzw. problematische Persönlichkeitsmerkmale verweisen, eine latente Klassenanalyse durchgeführt. Die sich daraus ergebenen Spielercluster werden dann hinsichtlich einer Vielzahl von Merkmalen miteinander verglichen. Bei der Konstruktion des Screeninginstrumentes kamen eine Reihe von Korrelations- und Faktorenanalysen zur Anwendung. Die psychometrische Prüfung ist mittels ROC-Kurven vorgenommen worden.

Ergebnis Die Gütemaße der latenten Klassenanalyse legen eine Lösung mit drei Clustern nahe. Die drei extrahierten Gruppen entsprechen hinsichtlich ihrer Variablenausprägungen im Wesentlichen den Überlegungen des Pfadmodells. Das impulsive Cluster weist neben den höchsten Impulsivitätswerten, auch die gravierendsten psychischen Probleme auf, ist sozioökonomisch am stärksten benachteiligt und bewertet die eigene Lebensqualität am schlechtesten. Die psychisch gesunden Spieler stellen das andere (positive) Extrem dar, während die emotional vulnerablen Spieler dazwischen liegen. Die guten psychometrische Kennwerte des entwickelten Instrumentes verweisen darauf, dass es bereits mittels eines kurzen Fragebogens (12 Fragen) möglich ist, pathologische Spieler korrekt einem der drei Spielertypen zuzuordnen.

Diskussion So verschieden die Charakteristika dieser drei Spielergruppen sind, so unterschiedlich ist auch ihr Hilfebedarf. Mithilfe des entwickelten Fragebogens ist es Hilfeeinrichtungen möglich, die Betroffenen ohne aufwendige Diagnostik in die Institutionen des Hilfesystems weiterzuvermitteln, welche jeweils die passenden Angebote vorhalten.