Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696225
Symposien
S37 Neurobiologie zu Verhaltenssüchten
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ist die Binge Eating Störung eine Esssucht?

K Giel
Medizinische Universitätsklinik Tübingen, Abtlg. Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
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Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Die Binge Eating Störung (BED) ist eine Essstörung, bei der Betroffene unter wiederkehrenden Essanfällen mit subjektivem Kontrollverlust über ihr Essverhalten leiden. Sie ist häufig mit Übergewicht und Adipositas vergesellschaftet. Aufgrund des Muster des Essverhaltens wird aktuell beispielsweise im Rahmen von Konzepten wie der sog. „Food Addiction“ diskutiert, die BED als Abhängigkeitserkrankung im Sinne einer „Esssucht“ zu konzeptualisieren.

Methode Neurobiologische Grundlagen der Hypothese einer „Food Addiction“ sowie neurobiologische Modelle der BED werden vorgestellt und kritisch diskutiert, die insbesondere auf bekannte neurobiologische Grundlagen der Suchterkrankungen Bezug nehmen, z. B. Veränderungen der zentralnervösen Belohnungsverarbeitung und der Inhibitionskontrolle. Der Vortrag stellt aktuelle experimentelle Befunde zur Neurobiologie der BED vor.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Auch wenn auf Verhaltensebene und insbesondere auch in neurobiologischen Mechanismen eine Reihe von Parallelen zwischen der BED und Abhängigkeitserkrankungen bestehen, wird das Konzept der „Esssucht“ der Psychopathologie des BED nicht vollständig gerecht – dennoch können Interventionen aus der Suchtbehandlung wirksame Ergänzungen in der Behandlung der BED sein. Der Vortrag gibt einen kurzen Ausblick auf solche möglichen Interventionen und stellt zentrale Ergebnisse der IMPULS Studie vor, einer randomisiert-kontrollierten Studie zur Behandlung der BED, die Interventionen aus der Suchtbehandlung für die BED adaptiert hat.