Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696239
Symposien
S41 Spezielle Patientengruppen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Süchtige Frauen und Gewalttätigkeiten in Partnerschaften

Ergebnisse einer qualitativen Studie zu den Erfahrungen der Frauen als Opfer und Täterinnen
I Vogt
Frankfurt University of Applied Sciences
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Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Die Gewaltforschung hat sich ausführlich mit den Auswirkungen von Gewalterfahrungen auf die Gesundheit von Frauen auseinandergesetzt. In diesen Forschungen sind Frauen überwiegend die Opfer von Gewalttätigkeiten in Beziehungen. Es stellt sich die Frage, ob sich die Ergebnisse dieser Forschungen auch auf Frauen übertragen lassen, die Probleme mit dem Konsum von psychoaktiven Substanzen haben bzw. von diesen abhängig sind.

Studiendesign Vorbereitung und Durchführung von 45 leitfadengestützten Interviews mit Frauen, die wegen ihrer Probleme mit Alkohol und anderen Drogen in professioneller Behandlung sind, sowie Einsatz einiger quantitativer Skalen (mixed-metod-design). Die Interviews wurden mit Hilfe von MAXQDA und inhaltanalytischen Ansätzen ausgewertet.

Ergebnisse Die Mehrzahl der Frauen war im Erwachsenenalter in physische Auseinandersetzungen in einer oder mehreren Partnerschaften verwickelt (N = 39). 16 Frauen waren Opfer dieser Gewalttätigkeiten. 17 Frauen waren verbal und physisch an den Auseinandersetzungen beteiligt, oft mit dem Versuch, sich zu wehren. Da der Partner oder die Partnerin jedoch stärker war, haben sie am Ende die größeren Verletzungen davongetragen. 6 Frauen waren unter dem Einfluss von psychoaktiven Substanzen selbst aggressiv und haben Partner (und Partnerinnen) verletzt.

Diskussion Frauen mit Substanzkonsumstörungen sind in Partnerschaftskonflikten nicht nur Opfer, sondern auch aktiv Beteiligte, in manchen Fällen auch Täterinnen. Die aktive Rolle von Frauen, die unter dem Einfluss von psychoaktiven Substanzen stehen und die in Partnerschaften eine zum Teil erhebliche Aggressivität ausleben, muss in weiteren Studien genauer untersucht werden. Für die praktische Arbeit mit süchtigen Frauen sind entsprechende Ergebnisse von erheblicher Relevanz.