Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696249
Symposien
S43 Interventions- und Beratungsprogramme bei Verhaltenssüchten
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Effekte von internetbasierter Beratung für Personen mit problematischem Glücksspielverhalten

Ergebnisse einer randomisiert-kontrollierten Studie
F Leuschner
1   delphi Gesellschaft für Forschung, Beratung und Projektentwicklung mbH
,
B Jonas
1   delphi Gesellschaft für Forschung, Beratung und Projektentwicklung mbH
,
C Schoelen
2   Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Als Teil ihrer internetgestützten Maßnahmen zur Prävention pathologischen Glücksspiels stellt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf www.check-dein-spiel.de (CDS) verschiedene Beratungsoptionen zur Verfügung. Personen, die ihr Glücksspielverhalten einstellen wollen, können kostenfrei und anonym das mehrwöchige, von einer Beraterin oder einem Berater begleitete Online-Beratungsprogramm „Check Out“ (CO) nutzen. Darüber hinaus steht auf CDS eine E-Mail-Beratung (EB) zur Verfügung. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, wie gut diese beiden Beratungsoptionen problematisch Glücksspielende unterstützen, ihr Glücksspielverhalten nachhaltig zu reduzieren.

Methode Es wurde eine webbasierte randomisiert-kontrollierte Studie mit Nachbefragungen nach drei, sechs und zwölf Monaten durchgeführt. Teilnehmende (TN) wurden CO, der EB oder einer Warteliste (WL) zugeordnet. Zielmerkmale waren das Ausmaß problematischen Glücksspielverhaltens nach dem Problem Gambling Severity Index (PGSI), die Anzahl der Glücksspieltage in den letzten 30 Tagen, der höchste Spieleinsatz in den letzten 30 Tagen und das subjektive Wohlbefinden nach WHO-5.

Ergebnis 167 Personen wurden in die Studie einbezogen. Im Vergleich zur WL zeigten TN von CO bei der 3-Monats-Nachbefragung signifikante Verbesserungen mit moderaten bis starken Effektgrößen in allen Zielmerkmalen. Die stärksten Effekte wurden im Ausmaß problematischen Glücksspielverhaltens (P = .023; d = 0,91) festgestellt, gefolgt vom Wohlbefinden (P = .011; d = 0,70), den Glücksspieltagen (P = .001; d = 0,59) und dem höchsten Einsatz (P = .012; d = 0,55). Die Verbesserungen hielten sich bis zum letzten Follow-Up. Im Gegensatz dazu zeigten TN von EB nur im Ausmaß problematischen Glücksspielverhaltens signifikant bessere Ergebnisse als die WL (P = .022; d = 0,74).

Diskussion CO hilft beratungssuchenden Personen, ihr Glücksspielverhalten nachhaltig zu reduzieren und ihr allgemeines Wohlbefinden zu steigern. Im Vergleich zu EB ist CO die bessere Unterstützungsoption, da es eine größere Bandbreite an Effekten hat. Mögliche Gründe sind die Programmstruktur und die therapeutischen Elemente von CO sowie die engere Interaktion zwischen den Teilnehmenden und dem Beratungsteam. Zukünftige Herausforderungen beinhalten die bessere Erreichung von niedrig gebildeten Personen sowie von Personen mit Migrationshintergrund.