Personenbezogene Merkmale von Teilnehmenden des Online-Ambulanz-Service für Internetsüchtige (OASIS)

Einleitung Epidemiologische Studien zeigen, dass sowohl Männer als auch Frauen in ähnlichem Maße von einer pathologischen Internetnutzung betroffen sein sollten. Ergebnisse bisheriger Studien stellen allerdings heraus, dass insbesondere Männer mit einer Online-Computerspielsucht im Hilfesystem ankommen. Persönlichkeitsmerkmale von Online-Computerspielsüchtigen sind höhere Neurotizismus-Werte und niedrigere Werte im Bereich Verträglichkeit und Extraversion. Fokus dieses Beitrags ist die Frage durch welche personenbezogenen Eigenschaften sich Teilnehmende des Online-Ambulanz-Service definieren.

Methode Im Zuge des Online-Ambulanz-Service für Internetsüchtige (OASIS) nehmen die Teilnehmenden an zwei webcam-basierten Online-Sprechstunden teil. Eine zur Medien- und Sozialanamnese sowie Diagnostik und eine zur individuellen Beratung und Weitervermittlung in analoge Unterstützungsmöglichkeiten. Zusätzlich werden die Teilnehmenden gebeten einige Fragebögen zur Mediennutzung, Symptomschwere (OSV, sIAT) sowie Persönlichkeitsmerkmalen (NEO FFI) und psychischer Belastung (BSI) auszufüllen.

Ergebnisse Innerhalb von 24 Monaten wurde OASIS von 197 Betroffenen (82% männlich, Durchschnittsalter 33,27 (SD=12,57)) in Anspruch genommen. 72,5% der Teilnehmenden gaben an sich aktuell nicht in Therapie oder Beratung zu befinden. Primär wurden Online-Computerspiele und internetpornografische Inhalte von den OASIS-Teilnehmenden im pathologischen Maße genutzt. Bei der Gruppe von pathologischen NutzerInnen zeigten sich höhere Neurotizismus-Werte und niedrigere Werte im Bereich Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit. Gleichzeitig gaben die Teilnehmenden an insbesondere in den Bereichen Depressivität, Zwanghaftigkeit und Schwierigkeiten im sozialen Kontakt hohen psychischen Belastungen ausgesetzt zu sein.

Diskussion Es zeigt sich, dass OASIS-Teilnehmende im Vergleich zu (klinischen) Stichproben von Internetsüchtigen ähnliche Persönlichkeitsstrukturen aufweisen. Aufbauend darauf, dass sich der Großteil der OASIS-Teilnehmenden in keiner (therapeutischen) Behandlung befindet, lässt sich darauf schließen, dass OASIS eine niedrigschwellige Alternative zur Diagnostik und Weitervermittlung für Betroffene, die zuvor keinen Zugang zum Hilfesystem gefunden haben, darstellen kann.