Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696262
Poster
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychometrische Diagnostik in der Versorgung von Suchtpatienten – Einfluss von Stresserleben und Persönlichkeitsmerkmalen auf den Behandlungserfolg

S Horn
Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg
,
S Hoffmann
Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg
,
M Abel
Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg
,
H Penner
Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg
,
JM Bumb
Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg
,
F Kiefer
Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg
,
WF Sommer
Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Die wichtigsten Hauptdiagnosen für die Behandlung von Suchterkrankungen sind die Abhängigkeit von Alkohol, Cannabinoiden und Opioiden (in absteigender Reihenfolge). Auch die Behandlung nichtstoffgebundener Süchte wie pathologisches Spielen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das Erscheinungsbild dieser Erkrankungen ist sehr heterogen und wird durch die gängige Klassifikation in meist dichotome Diagnosen nicht ausreichend abgebildet. Eine multidimensionale Beschreibung von Suchterkrankungen muss strukturiert und einfach zu erheben sein, wobei der Einsatz von Selbstbeurteilungsfragebögen eine große Rolle spielt. Dazu wurde von uns, in Anlehnung an die USamerikanischen Initiativen RDoC (Research Domain Criteria) und ANA (Addiction Neuroclinical Assessments), eine digitalisierte Testbatterie entwickelt und in die klinische Routine eines teilstationären Qualifizierten Entzugsprogramms implementiert.

Methode Es wurde eine retrospektive Auswertung (Zeitraum: Dezember 2015- August 2018) durchgeführt. Dabei wurden 393 Patienten eines teilstationären Qualifizierten Entzugsprogramms eingeschlossen. Es werden sechs Selbstbeurteilungsfragebogen ausgewertet: Stresserleben (Perceived Stress Scale- PSS), aktuelle und früherer Lebensereignissen (List of Threatening Experiences Questionnaire – LTE-Q, Childhood Trauma Questionnaire – CTQ), Persönlichkeitsmerkmale (Barratt Impulsiveness Scale – BIS15, Behavioural Inhibition System/Behavioural Approach System -BIS/BAS und NEO-Fünf-FaktorenInventar – NEO-FFI). Die Fragebögen wurden einmalig nach 2 – 3-wöchiger Behandlungszeit per Tablet oder PC administriert. Weitere klinische Faktoren wie z. B. psychiatrische und somatische Komorbiditäten werden bei der Auswertung mitberücksichtigt.

Ergebnis Das Patientenkollektiv wurde in vier Gruppen von Suchterkrankungen eingeteilt: Alkoholabhängigkeit (59,3%), Abhängigkeit von Cannabinoiden (20,4%), nicht-stoffgebundene Suchterkrankungen (12,5%) und andere substanzbezogene Suchterkrankungen (7,9%). Die Auswertung hinsichtlich der Fragebögen läuft.

Diskussion Ziel ist es, ein möglichst umfassendes, über die Erfassung diagnostischer Kriterien für Suchterkrankungen im Rahmen der gebräuchlichen Klassifikationssysteme hinausgehendes Bild der Patienten und deren Erkrankungen zu erhalten. In wieweit diese Information zu einer verbesserten Behandlung im Sinne einer individualisierten Medizin führt, muss sich zeigen.