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DOI: 10.1055/s-0039-1696273
Haben biografische Belastungen einen Einfluss auf den Einstieg in den Amphetaminkonsum?
Ergebnisse qualitativer Interviews mit Konsumierenden und Nicht-KonsumierendenPublication History
Publication Date:
03 September 2019 (online)
Einleitung In Deutschland zeigen sich ein steigender Trend in dem Konsum von Amphetamin/Methamphetamin in allen Altersgruppen sowie ein verbreiteter Konsum von MDMA unter Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren. Zugleich gibt es bislang nur wenige Studien, die sich spezifisch mit den individuellen, sozialen und umweltbezogenen Einflüssen auf die Entwicklung unterschiedlicher Verläufe beim Konsum von amphetaminartigen Stimulanzien (ATS) beschäftigt haben. Der Beitrag konzentriert sich auf die biografischen Hintergründe beim Einstieg als einen Aspekt unterschiedlicher Konsumverläufe.
Methode Im Rahmen des europäischen ATTUNE Projektes wurden fünf verschiedene Gruppen mit ATS Konsum sowie eine Gruppe ohne ATS-Konsum interviewt, die aber die Gelegenheit zum Konsum hatten. In dem Projekt sind insgesamt 279 qualitative Interviews in den beteiligten fünf europäischen Ländern durchgeführt worden. In dem Beitrag werden ausgewählte Ergebnisse der qualitativen Analyse von 60 Personen dargestellt, die in Deutschland an einem Interview teilgenommen haben.
Ergebnis Es konnten 3 verschiedene biografische Hintergründe für die Kindheit und Jugend identifiziert werden: a) stabile Verhältnisse (n = 24), b) Belastungen ohne negative Konsequenzen (n = 8) und c) hohe Belastungen und schlechte Bedingungen (n = 28). Zu hohen Belastungen gehören Gewalterfahrungen, die Alkoholabhängigkeit eines Elternteils sowie eigene psychische Erkrankungen. Stabile Umfeldbedingungen lagen bei Konsumierenden mit einem gelegentlichen bis häufigen ATS-Konsum, hohe Belastungen dagegen bei denjenigen mit einer ATS-Abhängigkeit vor.
Diskussion Biografische Entwicklungsbedingungen können protektiv oder risikofördernd auf die Einstiegsmotivation und den weiteren Konsumverlauf wirken. Für Menschen mit einem unproblematischen ATS-Konsum stellen sich andere Konsequenzen für Aufklärung und Intervention als für ATS-Abhängige. Mögliche Präventions- und Interventionsmaßnahmen werden zur Diskussion gestellt.