Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696277
Symposien
S51 Sucht und Sexualität
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Merkmale der Patientengruppe MSM mit Chemsex-Konsummuster und Implikationen für die Behandlung

A Iking
salus klinik Hürth
,
K Dittmer
salus klinik Hürth
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung „MSM mit Chemsex-Konsummuster“ bezeichnet Männer, die Sexualität mit Männern unter Einfluss von chemischen Drogen praktizieren. Aufgrund der Verbindung von Substanzkonsum und Sexualität und dem damit verbundenen Rückfallrisiko, stellt diese Patientengruppe besondere Anforderungen an die Behandlung. Ziel: Für eine entsprechende Spezifizierung der Behandlung werden Unterschiede zwischen MSM-Patienten mit Chemsex-Konsum (MSM; n = 40) und einer männlichen Vergleichsgruppe (VG; n = 1371) ermittelt.

Methode Männliche Suchtpatienten wurden hinsichtlich eines „MSM Chemsex-Konsummusters“ exploriert und deren soziodemografische Daten, Diagnosen und Testdaten (BSI, Franke, 2000, BDI-II, Hautzinger, Keller, Kühner, 2009) mit der VG verglichen.

Ergebnis Häufigste Erstdiagnose der MSM-Chemsex-Gruppe war die F15.2 (37,5%) gegenüber der F10.2 bei der VG (38,5%). Chemsex-Konsummuster ging einher mit mehr HIV-Diagnosen (MSM: 67,5% vs. VG: 1%), mehr Persönlichkeitsstörungen (MSM: 35% vs. VG: 21,9%) und eher somatischen komorbiden Diagnosen (MSM: 75% vs. VG: 63,2%). Die MSM-Gruppe war im Durschnitt älter als die VG (39 Jahre. vs. 35,8 Jahre; p<;0.05), hatten eher Abitur (57,5% vs. 21,8%; p < 0.001) und waren eher erwerbstätig (50% vs. 30,1%, p < 0.05). Sie hatten eine höhere psychische Gesamtbelastung (GSI; MSM: 1,16 vs. VG: = 0,89; p < 0.05) und höhere depressive Symptomatik (BDI-II; MSM: 21,7 vs. VG: 15,3; p < 0.001).

Diskussion Die Ergebnisse spiegeln unser klinisches Bild wider, wonach die MSM-Chemsex-Gruppe trotz mehrheitlich auch intravenösem Konsum von Methamphetamin sozial und beruflich noch relativ gut integriert ist. Die Ergebnisse des BSI und BDI unterstützen die These einer besonderen Vulnerabilität schwuler und bisexueller Männer, wonach MSM und andere sexuelle Minderheiten im Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung besondere und zusätzliche Krankheitsrisiken haben (Sander, 2017). In der Gesamtbetrachtung verdeutlichen die Ergebnisse die besondere Notwendigkeit einer Kombination spezifischer psychotherapeutischer, suchttherapeutischer, lebensweltbezogener und beruflicher Interventionen bei der Behandlung von MSM mit Chemsex-Konsummuster.