Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696287
Poster
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Cue Reactivity bei Internetbezogenen Störungen

L Vinzenz
Ambulanz für Spielsucht, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Unimedizin Mainz
,
A Kessler
Ambulanz für Spielsucht, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Unimedizin Mainz
,
L Mader
Ambulanz für Spielsucht, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Unimedizin Mainz
,
L Scherer
Ambulanz für Spielsucht, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Unimedizin Mainz
,
KW Müller
Ambulanz für Spielsucht, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Unimedizin Mainz
,
ME Beutel
Ambulanz für Spielsucht, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Unimedizin Mainz
,
K Wölfling
Ambulanz für Spielsucht, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Unimedizin Mainz
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Trotz der vielen mit dem Internet verbunden Vorteile scheint es, dass verschiedene Nutzungsformen des Internets, wie Computerspiele oder soziale Netzwerke, wegen ihrer belohnenden Eigenschaften ein suchtartiges Nutzen hervorrufen können. Aufgrund daraus resultierender schwerwiegender Beeinträchtigungen wurde die Diagnose Störung durch Spielen von Internetspielen als Forschungsdiagnose in das DSM-5 aufgenommen, eine entsprechende Diagnose für die exzessive Nutzung sozialer Netzwerke liegt noch nicht vor. Dass eine klare Diagnosestellung beider Erscheinungsformen noch nicht möglich und eine Zuordnung als substanzungebundene Sucht umstritten ist, ist auch dem Mangel an psychophysiologischen Untersuchungen des Störungsbildes geschuldet. Im Rahmen des Cue-Reactivity Paradigmas soll in der vorliegenden Studie überprüft werden, ob suchtartige Nutzer beider Erscheinungsformen aus der Suchtforschung bekannte Reaktionsmuster der Hautleitfähigkeit und einen Anstieg des subjektiven Cravings zeigen.

Methode Es wurden Patienten der ambulanten Versorgung mit Computerspielsucht oder exzessiver Nutzung sozialer Medien sowie Kontrollprobanden mit regelmäßiger Nutzung einer der beiden Applikationen (finale Stichprobengröße N = 40) vergleichend untersucht. Durch eine fragebogengestützte Erhebung wurden soziodemografische Merkmale und das Internetnutzungsverhalten erfasst. Im Rahmen eines Cue–Reactivity Paradigmas wurde während der Darbietung von visuellen Stimuli aus Computerspielen, sozialen Netzwerken sowie Kontrollbildern die Hautleitfähigkeit der Probanden erhoben. Diese wurde als psychophysiologischer Indikator der Reizreaktivität heran gezogen. Zusätzlich wurde das subjektive Craving sowohl vor als auch nach der Bildreizdarbietung via visueller Analogskala erfasst.

Ergebnisse Eine erste Auswertung erfolgte basierend auf einer Teilstichprobe. In Übereinstimmung mit Vorbefunden zur Reizreaktivität und Craving bei stoffgebunden Süchten zeigte sich, dass Patienten mit einer Internetbezogenen Störung eine stärkere psychophysiologische Veränderung im Rahmen der Cue-Reactivity Aufgabe aufwiesen als Kontrollprobanden. Patienten mit Internetbezogenen Störungen berichten nach der Darbietung von Reizen, die mit ihrer Erstanwendung assoziiert sind, ein größeres subjektives Gefühl von Craving als gesunde Kontrollprobanden.

Diskussion Ähnlichkeiten in der psychophysiologischen Reizverarbeitung zwischen internetbezogenen Störungen und substanzgebundenen Süchten unterstreichen die vorgeschlagene Zuordnung internetbezogener Störungen zu den Verhaltenssüchten.