Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2019; 47(05): 330
DOI: 10.1055/s-0039-1697701
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Methodenentwicklung für Halbfreiland-Studien mit Mauerbienen im Rahmen der Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln

K Krautz
1   tier3 solutions GmbH, Leverkusen
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Publication Date:
18 October 2019 (online)

 

Einleitung:

Zum Schutz der Bienen fordert die EU-Verordnung 1107/2009 eine Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stellt bisher Richtlinien zur praktischen Umsetzung für Honigbienen bereit, jedoch noch nicht für solitär lebende Bienen. Daher hat sich die Internationale Kommission für Pflanzen-Bestäuber-Beziehungen (ICPPR) zum Ziel gesetzt, mithilfe eines Ringversuchs ein Prüfprotokoll für standardisierte Halbfreiland-Studien mit Mauerbienen zu entwickeln.

Methoden:

In den Ringversuch werden eine unbehandelte Kontroll- und eine toxische Referenzgruppe einbezogen. Auf landwirtschaftlichen Nutzflächen mit einer für Bienen attraktiven Blühkultur (z.B. Phacelia oder Raps) kommen Tunnelzelte zum Einsatz, in denen Nisteinheiten und Mauerbienen-Kokons (z.B. Osmia bicornis) während der Blütezeit platziert werden. Nachdem etwa 3 Viertel der Weibchen geschlüpft und erste Brutzellen vorhanden sind, erfolgt in der Referenzgruppe während des Flugbetriebs eine einmalige Applikation des Insektizids Dimethoat auf die Versuchspflanzen. In den darauffolgenden Wochen werden die Brutentwicklung sowie die Flugaktivität untersucht und in der folgenden Saison die Schlupfrate und Vitalität der Nachkommen evaluiert.

Diskussion:

Eine zukünftige Bewertung der potenziellen Effekte von Pflanzenschutzmitteln auf Mauerbienen ist nur dann möglich, wenn vorher entsprechende Validitätskriterien festgelegt wurden. Das Ziel des Ringversuchs ist daher die Etablierung von standardisierten und leicht reproduzierbaren Versuchsmethoden mit vergleichbaren Ergebnissen. Da sich Mauerbienen bezüglich ihrer Lebensweise, Anforderung an Lebensraum und Nahrung sowie Reaktion auf Stressoren aus der Umwelt stark von Honigbienen unterscheiden, ist eine spezielle Anpassung des Prüfdesigns erforderlich.