Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2019; 47(05): 333
DOI: 10.1055/s-0039-1697711
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

DWV – eine Quasispezies

S Gisder
1   Länderinstitut für Bienenkunde, Hohen Neuendorf bei Berlin
,
N Möckel
1   Länderinstitut für Bienenkunde, Hohen Neuendorf bei Berlin
,
D Eisenhardt
2   Institut für Neurobiologie, Freie Universität Berlin
,
E Genersch
1   Länderinstitut für Bienenkunde, Hohen Neuendorf bei Berlin
3   Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen, Freie Universität Berlin
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Publication History

Publication Date:
18 October 2019 (online)

 

Einleitung:

Das Flügeldeformationsvirus (DWV) ist ein ursprünglich harmloses Virus, das sich allerdings, sobald es von der Varroamilbe als biologischer Vektor auf Puppen übertragen wird, zu einem gefährlichen und z.T. tödlichen Virus entwickelt. Dabei kommt es zu unterschiedlich schweren DWV-Infektionsverläufen, die entweder noch im Puppenstadium tödlich enden oder die zum Schlupf verkrüppelter, nicht lebensfähiger Bienen führen oder bei denen äußerlich gesund schlüpfende Bienen aufgrund einer DWV-Infektion des Gehirns an Lern- und Gedächtnisschwäche leiden. Überträgt die Varroamilbe das Virus jedoch lediglich als mechanischer Vektor auf Puppen, schlüpfen Bienen, bei denen zwar auch einige Organe, z.B. der Darm, infiziert sind, die aber keine Krankheitssymptome zeigen. Basierend auf unseren publizierten Ergebnissen postulieren wir, dass es eine virulente, milbenadaptierte Variante gibt, die von den Milben als biologischer Vektor auf Puppen übertragen wird und die die oben beschriebenen Symptome hervorruft. Im Gegensatz dazu sind für die eher harmlose, bienenadaptierte Variante die Bienen der einzige Wirt, die Milben dienen nur als mechanische Vektoren und Infektionen verlaufen ohne sichtbare Symptome.

Methoden:

Die Virulenzunterschiede zwischen diesen DWV-Varianten haben wir über kontrollierte, experimentelle Infektionen von Puppen und erwachsenen Bienen mit nachfolgenden Untersuchungen zur Letalität, Gewebespezifität und zum Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten der Bienen untersucht.

Ergebnisse:

Die milbenadaptierte Variante verursachte ca. 65% Mortalität in den infizierten Puppen und führte in 90% der infizierten Adultbienen zu einer Infektion des Gehirns und damit einhergehenden kognitiven Schäden. Die bienenadaptierte Variante war weniger virulent und führte nur bei 30% der infizierten Puppen zum Tod, nur bei 30% der infizierten Adultbienen zu einer Infektion des Gehirns und verursachte keinerlei Defizite im Lernverhalten und der Gedächtnisleistung.