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DOI: 10.1055/s-0039-1697779
Allgemeinanästhesie eines adulten, tragendes Rindes – ein Fallbericht
Publication History
Publication Date:
18 October 2019 (online)
Vorbericht:
Ein 2-jähriges, gravides (letztes Trimester) Braunvieh-Rind wurde aufgrund einer dislozierten, instabilen Fraktur im Bereich des Diastema der linken Mandibel zur chirurgischen Versorgung mittels Plattenosteosynthese und Drahtcerclage in Allgemeinanästhesie verbracht. Die klinische Allgemeinuntersuchung war ohne besonderen Befund, doch zeigte das Tier einen reduzierten Zungentonus und profuse Salivation, die mit einer metabolischen Azidose einherging.
Allgemeinanästhesie:
Die Prämedikation erfolgte mit Meloxicam 0,5 mg/kg i.v., Clenbuterol 0,8 µg/kg i.m. zur Tokolyse und Xylazin 0,1 mg/kg i.m., gefolgt von der Induktion mit Ketamin 2,0 mg/kg i.v. Das Tier wurde auf einem Luftkissen in rechte Seitenlage verbracht und der linke N. mandibularis mit Procainhydrochlorid 0,4 mg/kg lokalanästhesiert. Zudem wurde eine Magensonde gelegt. Die Anästhesie wurde mit Isofluran in Sauerstoff (100%) aufrechterhalten und mit Ketamin 1 mg/kg/h balanciert. Das Rind wurde mechanisch beatmet sowie mit Ringer-Laktat- und 8,4%iger Natriumhydrogenkarbonatlösung infundiert. Während der Anästhesie traten eine leichte Hypertonie sowie Pansentympanie auf.
Aufstehphase:
Nach 3-stündiger Allgemeinanästhesie wurde das Rind in einer gepolsterten Aufwachbox in rechte Seitenlage verbracht. Nach Extubation entwickelte das Tier einen Stridor mit Dyspnoe, der sich nach Verbringen in Sternallage und Ruktus sofort deutlich besserte. Nach 1 Stunde unternahm das Rind erste Aufstehversuche, wobei Symptome einer rechtsseitigen proximalen Radialisparese auftraten. Das Rind wurde in einer Tiefstreubox aufgestallt und mit nicht steroidalen Antiphlogistika behandelt.
Postoperativer Verlauf:
Bereits 1 Tag nach dem Eingriff war die Funktion der rechten Vordergliedmaße deutlich verbessert. Die Radialisparese und Kieferfraktur heilten komplikationslos.
Diskussion:
Anhand dieses klinischen Falls sollen Besonderheiten und mögliche Komplikationen einer Allgemeinanästhesie des adulten und graviden Rindes diskutiert werden. Obwohl Rinder als weniger empfindlich in Bezug auf die Entwicklung von Neuromyopathien gelten als Pferde [1], sind postanästhetische temporäre Radialisparesen beschrieben [2] [3]. Obgleich die Inzidenz postanästhetischer Neuropathien beim Rind unklar bleibt, scheint eine Restitutio ad integrum unter antiphlogistischer Therapie binnen weniger Tage möglich zu sein [3] [4].
Literatur:
[1] Riebold TW. Management of intraoperative and postoperative anesthetic complications in ruminants and swine. Vet Clin North Am Food Anim Pract 1986; 2 (3): 665–676
[2] Lin H. Comparative anesthesia and analgesia of ruminants and swine. Veterinary Anesthesia and Analgesia: The Fifth Edition of Lumb and Jones, 2015; 743–753
[3] Lin H. Perioperative monitoring and management of complications. Farm animal anesthesia: cattle, small ruminants, camelids, and pigs 2014; 111–135
[4] Martin Jurado O, Jud R, Muggli E, Bettschart-Wolfensberger R. Balanced anaesthetic approach in a late-term gravid cow undergoing metacarpal fracture repair. Case Reports in Veterinary Medicine, 2011