Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2019; 47(05): 378
DOI: 10.1055/s-0039-1697780
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hornhautulkus beim Elefanten – Sedierung und Lokalanästhesie am Auge

S Neudeck
1   Klinik für Pferde, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
E de Ferrari
2   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
S Kästner
2   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
F Söbbeler
2   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
K von Dörnberg
3   Erlebnis-Zoo Hannover
,
H Piel
2   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
L Twele
1   Klinik für Pferde, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
I Lüders
4   GEOlifes
,
V Molnar
3   Erlebnis-Zoo Hannover
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. Oktober 2019 (online)

 

Vorbericht:

Ein 29 Jahre alter, weiblicher Asiatischer Elefant (Elephas maximus) musste aufgrund eines tiefen Hornhautulkus, vermutlich traumatischer Genese, untersucht werden. Die konservative Therapie war erfolglos, sodass eine Untersuchung unter Sedierung und Lokalanästhesie mit anschließender Wundversorgung nötig war. Der Eingriff wurde nach 2 Wochen wiederholt.

Sedation:

Der Elefant wurde mit Detomidin 15 bzw. 19 µg/kg und Butorphanol 15 bzw. 19 µg/kg intramuskulär sediert (standing sedation). Im Folgenden wurden bei unzureichender Sedierungsqualität Boli von beiden Medikamenten (je 2 µg/kg) über einen intravenösen Katheter (rechte Ohrvene) verabreicht.

Lokalanästhesie:

Da genaue anatomische Darstellungen für den Elefanten fehlen, wurde angenommen, dass der für die motorische Innervation des Augenlids zuständige N. auriculopalpebralis wie bei Pferden über den Arcus zygomaticus verläuft. Um diesen Nerv lokal zu anästhesieren, wurden 40 ml Mepivacain (2%) bzw. Bupivacain (0,5%), verteilt auf 3 Injektionen über eine Länge von etwa 30 cm am dorsalen Rand des Arcus zygomaticus injiziert. Für die Lokalanästhesie der sensorischen Nerven des Auges wurden ebenfalls die für das Pferd beschriebenen Orientierungspunkte genutzt. Jeweils 15 ml Mepivacain (2%) bzw. Bupivacain (0,5%) wurden an den N. lacrimalis, N. infratrochlearis und N. zygomaticus appliziert. Zusätzlich wurde wiederholt lokal die Kornea oberflächig mit Proparakain-POS 0,5% Augentropfen anästhesiert.

Ergebnisse:

Mit dem hier beschriebenen Protokoll konnte eine stabile Sedierungs- und Untersuchungsqualität erreicht werden. Im Vergleich zum gesunden Auge zeigte das lokalanästhesierte Auge bei beiden Eingriffen eine deutliche Ptosis.

Diskussion:

Alpha-2-Agonisten und Opioide bilden die Grundlage von etablierten Sedierungsprotokollen bei Elefanten. Bisher sind nur Ringblöcke für das Auge beschrieben [1] [2], da die Kenntnisse über die genaue Anatomie der Nerven fehlen. Die Lokalanästhesie des N. auriculopalpebralis beim Elefanten ist bisher in der Literatur nicht dokumentiert und seine genaue Lokalisation bleibt unklar. Dennoch scheint die hier beschriebene Technik zu einer zumindest teilweisen Anästhesie des N. auriculopalpebralis geführt zu haben.

Literatur:

[1] Wolfer J, Rich P. Persistent corneal erosion in an Asian elephant. Can Vet J 1992; 33: 337–339

[2] Wiedner EB, Isaza R, Galle LE et al. Medical management of a corneal stromal abscess in a female Asian elephant (Elephas maximus). J Zoo Wildl Med 2006; 37: 397–401