Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2019; 47(05): 379
DOI: 10.1055/s-0039-1697784
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Perioperatives Management einer Katze mit dekompensierter hypertropher Kardiomyopathie zur Sectio caesarea

FJ Söbbeler
1   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
JT Tünsmeyer
1   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
SBR Kästner
1   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. Oktober 2019 (online)

 

Gegenstand und Ziel:

Darstellung des perioperativen Managements eines Kaiserschnitts bei einer Katze im kardiogenen Schock.

Material und Methode:

Fallbericht einer 14-jährigen Katze im kardiogenen Schock, bei der eine Sectio caesarea durchgeführt wurde.

Fallbeschreibung:

Die Europäisch-Kurzhaar-Katze wurde nach 4-stündiger Geburtsphase mit progressiver Dyspnoe vorgestellt. Die initiale Stabilisierung erfolgte in einer Sauerstoffbox. Durch eine problemfokussierte, Cage-Side-Sonografie wurde eine hypertrophe Kardiomyopathie diagnostiziert. Die weitere Stabilisierung erfolgte mit Furosemid (4 mg/kg i.v.), Sauerstoff und später einer Kalziumglukonatinfusion (10%, 0,5 ml/kg). Röntgenologisch konnten 3 Welpen festgestellt werden, deren Vitalität mittels Ultraschall vor dem Kaiserschnitt konfirmiert wurde. Nach 4-stündiger Stabilisierungsperiode erfolgte die intravenöse Prämedikation mittels Fentanyl 2,5 µg/kg und Midazolam 0,3 mg/kg. Die Narkoseeinleitung erfolgte mit Etomidat (˜ 0,6 mg/kg i.v.). Nach endotrachealer Intubation wurde die Anästhesie durch Sevofluran nach Effekt (ET 2,1–2,3%) in 100% Sauerstoff aufrechterhalten. Weitere Fentanylboli (2,5 und 5 µg/kg i.v.) zur intraoperativen Analgesie wurden nach Entwicklung der Welpen verabreicht. Durch den chirurgischen Stimulus und den Start einer Dobutamininfusion (3 µg/kg/min) konnte eine initiale Hypotension überwunden werden. Zwei Welpen ließen sich erfolgreich stabilisieren. Die Katze wurde am selben Tag entlassen. Postoperativ erhielt die Katze Metamizol-Zäpfchen (37,5 mg/kg 3-mal täglich). Eine Therapie mit Furosemid (1 mg/kg 2-mal täglich) wurde initiiert.

Falldiskussion:

Der peripartale Zeitraum kann für die Anästhesie eine große Herausforderung sein. Physiologische Veränderungen während der Trächtigkeit schließen eine Zunahme des Blutvolumens ein. Durch Uteruskontraktionen während des Geburtsvorgangs gelangt zusätzliches Blut aus dem Uterus in den Kreislauf [1], was bei einer subklinischen Herzerkrankung leicht zu einer Dekompensation führt. Obwohl Etomidat eine Unterdrückung der Nebennierenrinde verursacht, wurde es aufgrund seiner geringen kardiovaskulären Effekte verwendet. In einer humanmedizinischen Studie wurde eine klinisch irrelevante Reduktion der Kortisol-Plasmaspiegel bei Neugeborenen festgestellt [2].

Schlussfolgerung:

Kenntnisse über (Patho-)Physiologie von Trächtigkeit, Geburt und zugrundeliegenden Erkrankungen sind für das erfolgreiche perioperative Management ausschlaggebend.

Referenzen:

[1] Ueland K, Hansen JM. Maternal cardiovascular dynamics: II. Posture and uterine contractions. Am J Obstet Gynecol 1969; 103: 1–7

[2] Downing JW, Buley RJ, Brock-Utne JG, Houlton PC. Etomidate for induction of anaesthesia at caesarean section: comparison with thiopentone. Br J Anaesth 1979; 51: 135–140.