Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E6-E7
DOI: 10.1055/s-0039-3401085
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Analyse der prädiktiven Faktoren für den Geburtsmodus bei Schwangeren mit Typ 1 Diabetes als Grundlage für eine evidenzbasierter Beratung im Geburtsplanungsgespräch

F Weschenfelder
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
,
E Herrmann
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
,
E Schleußner
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
,
W Battefeld
2   Medizinisches Versorgungszentrum, Kempten, Deutschland
,
T Groten
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
27 November 2019 (online)

 

Fragestellung:

Ob ein Kind per Kaiserschnitt oder „spontan“ geboren wird, ist für jede werdende Mutter eine wichtige Frage. Auch Frauen mit Typ-1-Diabetes möchten ihre Kinder am liebsten „normal“ gebären. Die Rate an Kaiserschnitten liegt bei Schwangeren mit Typ-1-DM trotz aller therapeutischer Bemühungen und technischer Neuerungen und trotz steigendem Anteil an hochmotivierten, gut eingestellten gesunden jungen Frauen, unverändert bei über 60%, in der Literatur werden zum Teil Kaiserschnittraten von über 70% beschrieben. Dabei bleibt meist unberücksichtigt, wie hoch die Rate an Kaiserschnitten bei Patientinnen ist, die einen Versuch der Spontangeburt (Trial for vaginal birth – TVB) in Terminnähe anstreben.

Methoden:

Von insgesamt 263 Schwangerschaften mit Typ-1-Diabetes, die zwischen 1991 und 2018 in unserem Kompetenzzentrum für Diabetes und Schwangerschaft betreut wurden, liegen von 178 Einlingsgeburten nach 37 vollendeten Schwangerschaftswochen die Outcomedaten vollständig vor. Davon waren 146 intendierte vaginale Geburten (TVB). Häufigkeitsanalysen und Gruppenvergleiche zwischen den vaginal beendeten und den sekundär sektionierten Geburten erfolgten mit SPSS.

Ergebnisse:

Von 146 mit TVB wurden 85 (58%) vaginal entbunden. In der multivariaten Analyse zeigte nur eine vorangegangene. Spontangeburt (OR 6.3; 95%CI 1.7 – 22.5) und eine kürzere Diabetesdauer (OR 0.9; 95%CI 0.88 – 0.97) einen signifikanten Einfluss auf die vaginale Entbindungshäufigkeit. Pro Erkrankungsjahr an DM Typ1 sinkt somit die Wahrscheinlichkeit vaginal zu entbinden um 10%. Exzessive Gewichtszunahme, Z.n. Sectio und der Einsatz eines Bolusmanagers blieben ohne signifikanten Effekt.

Schlussfolgerung:

Mit unseren Daten wird erstmals eine aktuelle Analyse zur Verfügung gestellt, die die Beratungsqualität von Schwangeren mit Typ-1-DM verbessern kann. Schwangere mit Typ-1-DM sollten darüber informiert sein, dass grundsätzlich das Risiko für einen Kaiserschnitt auch beim TVB sehr hoch ist (50%) und dass es von Vorteil sein kann, eine Schwangerschaft nicht aufzuschieben!