Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E7-E8
DOI: 10.1055/s-0039-3401087
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Entwicklung der Hypothermietherapie bei Neugeborenen in Deutschland – Ergebnisse eines Hypothermieregisters

J Scherer
1   Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Mainz, Neonatologie, Mainz, Deutschland
,
C Whybra
1   Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Mainz, Neonatologie, Mainz, Deutschland
,
M Rüdiger
2   Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Neonatologie, für das Hypothermienetzwerk, Dresden, Deutschland
,
E Mildenberger
1   Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Mainz, Neonatologie, Mainz, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
27 November 2019 (online)

 

Einleitung:

Die therapeutische Hypothermie (TH) verbessert bei Neugeborenen mit hypoxisch-ischämischer Enzephalopathie (HIE) das langfristige Outcome. Die TH ist daher seit ca. 10 Jahren Bestandteil der klinischen Routine und sollte zur Anwendung kommen, wenn bei reifen Neugeborenen Hinweise für eine perinatale Asphyxie und Zeichen einer moderaten oder schweren HIE vorliegen.

Wir fragten uns, ob es in Deutschland seit Einführung der TH in die klinische Routine Veränderungen in der Anwendungshäufigkeit bzw. in den Behandlungsergebnissen gegeben hat.

Material/Methode:

Ausgewertet wurden Daten der Neonatalerhebung zur Häufigkeit der TH und der HIE. Daten des 2010 etablierten Hypothermieregisters wurden bezüglich der Behandlungsergebnisse analysiert. Das Register erfasst in den beteiligten Einrichtungen die Anzahl der TH bei Neugeborenen mit oder ohne HIE, den Modus der Entlassung, sowie als Proxy für das kurzfristige neurologische Outcome die Art der Nahrungsaufnahme bei Entlassung.

Ergebnisse:

Zwischen 2010 und 2017 stieg die Zahl der registrierten Patienten mit HIE bzw. TH an (Abb. 1). In diesem Zeitraum schlossen sich von Juni 2010 bis Dezember 2017 106 der 212 deutschen Perinatalzentren dem Register an. Die Rückantwortquote lag zwischen 22% und 60%. Im Register wurden pro Jahr im Median 164 (Interquartilenbereich [IQR] 115 – 224) TH bei Neugeborenen mit HIE erfasst, in der Neonatalerhebung im Median 517 (382 – 664).

Nach TH bei klassischer Indikationsstellung verstarben im Median 10,4% (8,3%-13,5%), 81% (78,1%-81,9%) der Patienten wurden nach Hause entlassen, 3,6% (3,1%-4,6%) in eine Rehabilitationseinrichtung bzw. 5,4% (4,8%-6,6%) in eine andere Klinik verlegt. Bei Entlassung oder Verlegung wurden im Median 89% (86,9%-89,3%) der Patienten ausschließlich oral ernährt.

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Abb. 1

Diskussion:

Nach Etablierung der TH in die klinische Routine stieg die Zahl der behandelten Neugeborenen kontinuierlich an. Aktuell liegt die Zahl der TH über der Anzahl der Kinder mit HIE, ein Ergebnis, welches nur schwer zu erklären ist, da das Vorliegen einer moderaten oder schweren HIE Voraussetzung für die Kühlung ist.

Die Daten des Hypothermieregisters zeigen für den untersuchten Zeitraum keine deutlichen Veränderungen bezüglich Mortalität oder neurologischem Outcome. Um die Ergebnisse der TH künftig noch verbessern zu können, wäre eine Ausweitung des Registers in ein individuelles Patientenregister mit definierten Behandlungsprotokollen sinnvoll.