Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E12-E13
DOI: 10.1055/s-0039-3401099
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Heutige Screening und Beratungspraxis der Schweizer Hebammen bei Zigaretten- und Alkoholkonsum, nach Einführung einer nationalen Leitlinie vor 8 Jahren

KB Tritten Schwarz
1   Berner Fachhochschule, Departement Gesundheit, Abteilung Geburtshilfe, Bern, Schweiz
,
S Lemola
2   University of Warwick, Department of Psychology, Coventry, Vereinigtes Königreich
,
Y Meyer
3   HAUTE ÉCOLE DE SANTÉ VAUD, Lausanne, Schweiz
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
27 November 2019 (online)

 

Einleitung/Hintergrund:

Der Schweizerische Hebammenverband führte in Folge der Studie Substanzkonsumscreening in der Schwangerschaftsvorsorge (2007 – 081[1]) eine Leitlinie für Hebammen ein, mit dem Titel „Screening und Beratung bei Zigaretten- und Alkoholkonsum vor, während und nach der Schwangerschaft“[2], welche erstmals im Jahr 2011, gefolgt von der überarbeiteten Version im Jahr 2017 implementiert wurde. Das Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Veränderung der Screening- und Beratungspraxis der Hebammen seit Einführung der Hebammen-Leitlinie zu untersuchen.

Material/Methode:

Im Januar 2018 wurden 846 Hebammenmitglieder des Schweizerischen Hebammenverbandes (640 deutschsprachige Schweiz, 206 französischsprachige Schweiz) zu ihrer Zigaretten- und Alkohol-Screening- und Beratungspraxis mittels online Fragebogen befragt.

Ergebnisse:

Die Ergebnisse zeigen Unterschiede je nachdem, ob Hebammen hauptsächlich in der Schwangerschaftsbegleitung oder in der nachgeburtlichen Betreuung tätig sind. In der Schwangerschaftsbegleitung klärten 49.3% der Hebammen Frauen routinemässig bezüglich der Risiken des Zigarettenkonsums und 61.7% zu den Risiken des Alkoholkonsums auf. Die entsprechenden Werte in der nachgeburtlichen Betreuung von Frauen liegen bei 37.6% bezüglich des Zigarettenkonsums und 41.5% bezüglich Alkoholkonsums. Die in der Leitlinie vorgeschlagenen Interventionsansätze, wurden unterschiedlich häufig angewendet: Während die motivierende Gesprächsführung von 42.7% der Hebammen praktiziert wurde, verwendeten ausschließlich 16.5% das „Stadienmodell der Verhaltensänderung“ sowie lediglich 3.4% die „Methode der 5 A“ in der Beratung zu Zigaretten- und/oder Alkoholkonsum.

Diskussion/Schlussfolgerungen:

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass einerseits das Grundlagenwissen und anderseits die Screening und Beratung zu Zigaretten- und Alkoholkonsum in der Grundausbildung und Weiterbildung von Hebammen noch besser verankert werden können. Während effiziente Screening- und Beratungsmethoden existieren und in der Leitlinie beschrieben sind, werden diese im Hebammenalltag noch nicht flächendeckend angewendet.

Nach der Einführung dieser Leitlinie scheinen sich Hebammen der Risiken während der Schwangerschaft stärker bewusst zu sein. Aber gerade bei umfangreicheren Präventionsmaßnahmen über die gesamte Dauer und während der postnatalen Betreuung gibt es zudem Optimierungspotenzial.

Literatur:

[1] Substanzkonsumscreening in der Schwangerschaftsvorsorge: Studie im Auftrag des Schweizerischen Bundesamtes für Gesundheit 2007 – 2008 (Vertrag 07.003009/204.0001 – 361)

[2] Hebammenverband, S. (2011). Guideline zu Screening und Beratung bei Zigaretten-und Alkoholkonsum vor, während und nach der Schwangerschaft. Heruntergeladen von http://www.hebamme.ch/wp-content/uploads/2018/06/05d_Guideline_Alkoholkonsum.pdf